Koffein steigert sportliche Leistung

Silke Kranz hatte als Rennärztin bei der Alpentour Trophy in Schladming ein tolles Erlebnis
Ernährung. Mehrere Studien belegen die positiven Auswirkungen des Koffeins auf die Muskelkraft

Während Sie diese Zeilen lesen und den frühsommerlichen Sonntag hoffentlich bei einem Frühstück im Garten oder auf dem Balkon genießen, sitze ich mit einer Gruppe von Freunden, die ich gerne auch als Wahnsinnige bezeichne, im Zug auf dem Weg nach Wien. Warum ich meine Freunde liebevoll „die Wahnsinnigen“ nenne? Nun, ich schlage ihnen vor, beim Wings for Life World Run teilzunehmen und tatsächlich mussten wir beinahe ein ganzes Abteil im Zug reservieren, weil ganze 23 Personen mit mir dabei sind. Einige von ihnen haben sich am heutigen Tag zumindest einen Marathon vorgenommen.

Wings for life

Kennen Sie wingsforlifeworldrun.com? Wings for Life ist eine gemeinnützige, staatlich anerkannte internationale Stiftung für Rückenmarksforschung. Hundert Prozent der Startgelder und sämtlicher Spenden fließen direkt in weltweit aussichtsreiche Forschungsprojekte und klinische Studien zur Heilung für Querschnittslähmung. Mehr als hunderttausend Teilnehmer starten auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit für den guten Zweck. Bei diesem Lauf gibt es zwar eine Startlinie – in Wien beim Rathaus –, aber keine Ziellinie. Ein sogenanntes Catcher Car ist die „bewegliche Ziellinie“ des Wings for Life World Run. Bevor es die Verfolgung der Teilnehmer aufnimmt, bekommen die Läufer einen Vorsprung von dreißig Minuten. Wird man eingeholt, hat man sein Ziel erreicht. Der Vorjahressieger ist unfassbare 92,14 Kilometer gelaufen!

Im heurigen Catcher Car in Wien sitzt Hias Walkner, der Sieger der Rallye Paris-Dakar. Stars wie Marcel Hirscher oder Andreas Goldberger haben Teams auf die Beine gestellt, weshalb ich sehr stolz bin, mit einem großen Team von sportplusmedizin.at am Start zu stehen und auch einen sportlichen Beitrag zur Rückenmarksforschung leisten zu können. Weil meine Freunde nicht nur liebenswerte Wahnsinnige, sondern auch ehrgeizige Sportler sind, wurde ich in den vergangenen Tagen auch mehrmals zur optimalen Verpflegung während des Rennens befragt.

Training wichtig

In der Sporternährung ist derzeit Koffein ein großes Thema. Wenn Sie Marathon-erfahren sind, wissen Sie wahrscheinlich, dass ab ungefähr Kilometer dreißig auch Cola angeboten wird. Auch viele Sportgels enthalten Koffein, aber es gibt ebenso Brause-Shots, Kaugummis und viele andere Varianten, Koffein vor und während der körperlichen Leistung zuzuführen. Macht das auch Sinn? Studien mit Kraftsportlern haben gezeigt, dass die Leistung durch eine Koffeingabe in Bezug auf die maximale Muskelkraft steigt. Auch bei Sprintern konnte eine verbesserte Leistungsfähigkeit erzielt werden, allerdings nur bei denjenigen Athleten, die im Alltag kaum Koffein zuführten. Im Ausdauersport konnte ebenfalls eine Verbesserung gezeigt werden, unabhängig von der Sportart, jedoch profitierten ausschließlich trainierte Personen vom Koffein. Sie können sich also leider nicht auf der Couch ausrasten, zwei Tassen Espresso trinken und dann bei der Österreichrundfahrt teilnehmen.

Was ich den Ausdauersportlern unbedingt mitgeben möchte: Koffein hält Sie mental ungefähr eine Stunde lang wacher, konzentrierter, motivierter und dadurch leistungsfähiger. Danach sollten Sie entweder nachladen oder besser im Ziel sein. Die Wirkung von Koffein ist individuell ganz unterschiedlich, manche spüren kaum etwas, andere bemerken innere Unruhe oder Herzrasen. Natürlich kann man auch Koffein überdosieren. Alles, was über zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht geht, kann Ihren Darm oder Ihren Kreislauf anfällig machen. Wie immer gilt: auf alle Fälle im Training ausprobieren und am Renntag keine Versuche starten.

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