"Klare Antworten statt Wischiwaschi"
Linz.Platz drei hinter ÖVP und FPÖ, 18,37 Prozent der Stimmen und nur noch ein Sitz in der Landesregierung: Nach der historischen Niederlage bei der Landtagswahl am 27. September rief die SPÖ Oberösterreich noch im Herbst den Neustart aus. Der 43. Landesparteitag am Samstag im Linzer Designcenter wird ein Stimmungsbarometer dafür, ob die gebeutelten Roten schon die ersten Schritte auf dem Weg aus der Krise gegangen sind.
Schrittmacher dafür soll ausgerechnet der Spitzenkandidaten aus der so verlustreichen Wahl, Soziallandesrat Reinhold Entholzer, sein. Er wurde vom Parteivorstand einstimmig als Vorsitzender nominiert, Gegenkandidaten gibt es nicht. Dafür aber Kritiker: "Ich rufe nicht dazu auf, Reinhold Entholzer nicht zu wählen. Aber er ist nicht die Zukunftsperspektive", sagt Bernd Dobesberger, SPÖ-Bildungsvorsitzender und einer der Sprecher der parteiinternen Reformbewegung "Kompass". Was Dobesberger bei Entholzer vermisst, ist "Überzeugungs- und Durchsetzungskraft aufgrund einer inhaltlichen Stärke", wie sie zum Beispiel Erich Haider, Parteichef bis 2009, gehabt habe.
Nach der Wahl hatten die oberösterreichischen Parteirebellen, darunter auch SJ-Chefin Fiona Kaiser und Betriebsrat Christian Buchinger, recht unverhohlen eine personelle Änderung an der Parteispitze gefordert. Nun beschränkt man sich darauf, dass Entholzer mittelfristig "einen Wechsel organisiert und dafür die Verantwortung übernimmt", wie Dobesberger sagt. Noch vor dem Parteitag werde sich "Kompass" treffen, um Forderungen und Anträge für den Parteitag zu besprechen. "Auch bei uns gibt es sehr viele unterschiedliche Meinungen."
Ecken und Kanten
Von innerparteilicher Vielfalt zu einer gemeinsamen Sprache nach Außen zu finden war mitunter auch das Problem der SPÖ im Wahlkampf: "Wir müssen ganz klare Antworten geben, egal ob es um den Zwölf-Stunden-Tag, um die Deutschpflicht in der Pause oder um die Flüchtlinge geht. Es darf keinen Wischiwaschi-Kurs mehr in der SPÖ geben", meint Frauenvorsitzende Sabine Promberger. Mehr Kantigkeit sei erwünscht, auch vom Vorsitzenden, dem der Ruf von allzu großer Kompromissbereitschaft vorauseilt. "Auf jeden Fall braucht es eine viel kantigere SPÖ", sagt auch Andreas Stangl, Landesgeschäftsführer der GPA-djp. Der Gewerkschafter erwartet sich am Parteitag eine klare Positionierung – für die Anliegen der Arbeitnehmer und gegen Schwarz-Blau auf Landesebene. Denn im Arbeitseinkommen von ÖVP und FPÖ finde sich das Wort "Brauchtum" öfter als das Wort "Arbeitnehmer". Entholzer will Stangl "natürlich" seine Stimme geben, "wir müssen uns aber auch überlegen, wie tun wir weiter".
75 Prozent plus
314 Delegierte und 1000 Besucher sind für den Landesparteitag angemeldet. Auch SPÖ-Bundeschef Bundeskanzler Werner Faymann wird ins Designcenter kommen. Gewählt werden neben dem Landesparteivorsitzenden und seinen vier (statt bisher 14) Stellvertretern auch der Landesparteivorstand mit 80 Mitgliedern.
"75 Prozent Zustimmung sind für mich die Schmerzgrenze", sagt Entholzer, der die SPÖ in die Landtagswahl 2021 führen will. Und in Richtung seiner Kritiker: "Allen, die zu wissen glauben, wer der Falsche ist, sage ich, dass jemand Verantwortung übernehmen muss." Als Entholzers Stellvertreter sind Sabine Promberger, die dritte Landtagspräsident Gerda Weichsler-Hauer, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und Verkehrsminister Alois Stöger nominiert. Stöger folgt in dieser Position AK-Präsident Johann Kalliauer.
Beim Parteitag entscheidet die SPÖ auch über ein Kernthema, das sie das ganze Jahr mit einer Kampagne beackern will. Zur Wahl stehen Arbeitsplätze, Wohnen oder Bildung – Bereiche, über die sich die Roten auch im Rahmen von "Neustart" Gedanken machen. 15 Bezirksveranstaltungen wurden bereits abgehalten.
"Neustart" bedeutet aber auch eine Strukturreform der Partei: Denn der SPÖ stehen durch die Wahlniederlage ab heuer nur 4,03 Millionen Euro jährlich (statt vorher rund fünf Mio.) Parteienförderung zur Verfügung. Die 70 Parteiangestellten werden auf Dauer nicht zu halten sein. "Ein Sparkurs ist unvermeidlich. Die Beschäftigten wissen das. Wir werden das mit Würde und Anstand machen", sagt Gewerkschafter Stangl.
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