"Kinder sollen das Tempo bestimmen"

"Kinder sollen das Tempo bestimmen"
Ex-Spitzensportler Günther Weidlinger engagiert sich für den Nachwuchs.

"Die Schuld liegt nicht beim Veranstalter, sondern die Eltern gehören in die Pflicht genommen", sagt Günther Weidlinger, Österreichs erfolgreichster Langstreckenläufer und nationaler Marathon-Rekordhalter. Seit seinem Karriereende als Leistungssportler vor zwei Jahren engagiert sich Weidlinger im Kindersportbereich. Neben den Projekten "Brainrunning" – Workshops, die er in Volksschulen veranstaltet – und "Kinder gesund bewegen" vom Sportministerium, ist Weidlinger auch beim Linzer Juniormarathon für "Schule läuft" aktiv. Die Bilder, wo Eltern ihre Kinder über die Laufbahn gezerrt haben, haben ihn schockiert. "Es muss immer der Spaß im Vordergrund stehen. Ich habe auch zwei Kinder im Alter von fünf und 13 Jahren. Beide laufen gerne, wollen aber nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Somit ist das kein Thema. Ich würde meine Kinder nie dazu zwingen", erzählt er.

Von einer Absage der Kinderläufe hält der ehemalige Spitzensportler nichts. "Wettkämpfe sind prinzipiell gut und fördern die Motivation. Erst heute habe ich ein Mädchen getroffen, das Letzte geworden ist. Ihr hat es aber so viel Spaß gemacht, dass sie wieder mitlaufen wird." Es würde jedoch sehr von der Organisation abhängen. "Dass da bei den Kleinsten eine Hemmschwelle da ist, wenn sie ohne Eltern laufen sollen, verstehe ich. Daher sollen sie auch dabei sein, aber eben am Rand oder am besten im Ziel warten, sodass die Kinder auf sie zurennen. Die Kinder sollen das Tempo bestimmen", erklärt der zweifache Vater.

Außerdem halte er generell Hindernis- oder Crossläufe für besser als Bahnläufe, da diese eher einen spielerischen Charakter haben. "Leider lässt sich das bei einer so großen Teilnehmerzahl wie beim Linzer Juniormarathon nicht organisieren." Außerdem sei es aufgrund des Wetters in dieser Jahreszeit nicht immer möglich in einer Wiese zu laufen.

Skeptisch ist Weidlinger bei der Wahl der Distanz der Fünfjährigen. "400 Meter sind für sie zu lang. Das ist sehr anstrengend für die Kinder. In der Leichtathletik eine der härtesten Disziplinen."

Neuregelung geplant

Am Dienstag hat sich auch der Veranstalter des Linz Marathons zu Wort gemeldet und entgegen der Aussage von Organisator Ewald Tröbinger, dass diese Bilder leider nicht eine Ausnahme seien (der KURIER berichtete), meint er: "Dass dabei der Ehrgeiz mancher Eltern zu groß ist, lässt sich trotz mehrmaliger Aufrufe die wir während des Laufbewerbes der Drei- bis Vierjährigen durchführten, leider kaum verhindern. Dies sind allerdings wirklich Einzelfälle. Uns liegt diese Veranstaltung am Herzen, weil wir damit die Bewegungsfreude der Kinder fördern wollen", sagt Linz-Marathon-Koordinator Wolfgang Lehner.

Kommentare