Kidnapping: "Wollte das Opfer schützen"

Kidnapping: "Wollte das Opfer schützen"
Ein Ex-Rocker und sein Komplize wollten die Frau eines Bankdirektors entführen. Am Donnerstag startete der Prozess.

Unter erhöhten Vorsichtsmaßnahmen ist am Donnerstag im Landesgericht Linz der Prozess gegen einen langjährigen Gangster und seinen Komplizen gestartet worden. Zahlreiche Sicherheitskräfte in Uniform oder Zivil bewachten den Verhandlungssaal und schirmten die Angeklagten ab. Sie sollen im Herbst des Vorjahres in Puchenau (OÖ) versucht haben, die Frau eines Bank-Generaldirektors zu entführen.

Der in den USA aufgewachsene Deutsche Marvin Edgar R. gilt als "schwerer Junge". Der 56-Jährige verbrachte viele Jahre hinter Gittern. Die Zahl seiner Verurteilungen ist üppig: Neben etlichen Vermögensdelikten und zwei Erpressungen findet sich auch ein Mord. "Ich habe 1986 einen Mann erschossen, der meine Tochter vergewaltigt hat", bestätigte der Zwei-Meter-Mann, der nur auf Englisch einvernommen werden kann.
Sein Großvater soll ein führender Mafia-Boss gewesen sein: "Er hat mir mit 13 gezeigt, wie man Autos aufbricht.""

CIA

Warum er im Laufe der Jahre unter 20 verschiedenen Namen in Erscheinung getreten ist, erklärte R. mit "CIA-Weisungen", Details erfuhr man nicht. Von 1992 bis 2010 lebte er in Gummersbach (Deutschland), wo er strafrechtlich auffiel, nachdem er 50.000 Euro aus einem Tresor stahl und verurteilt wurde.
Zuletzt übersiedelte er nach Budweis (Tschechien), wo der gelernte Sicherheitsberater als Englisch-Lehrer tätig war. Dort soll er den gebürtigen Kolumbianer Alexander R.-F. kennengelernt haben, der mittlerweile spanischer Staatsbürger ist.

Am 8. September 2010 sollen die beiden in Puchenau versucht haben, die Frau eines Bank-Generaldirektors zu kidnappen. Laut Anklage läutete R. an der Wohnungstür der 61-Jährigen. R.-F. wartete im Auto auf ihn. Als die Frau die Tür einen Spalt öffnete, habe ihr R. den Mund zugehalten und probiert, sie ins Haus zu drängen. "Nur der Gegenwehr des Opfers ist zu verdanken, dass es nicht dazu gekommen ist", betonte Staatsanwältin Doris Fiala.

Die Frau hätte gefesselt und im Badezimmer eingesperrt werden sollen. Von ihrem Mann sollten 400.000 Euro erpresst werden. Die 61-Jährige konnte jedoch ihr Gesicht zur Seite drehen und laut schreien, daraufhin sei der Angreifer geflüchtet.

R. gibt zu, die Tat - angeblich unter massivem Druck der Drogenmafia - geplant zu haben, will sie aber aus freien Stücken abgebrochen haben: "Ich wollte die Frau schützen und habe vor meinem Komplizen nur so getan, als ob ich sie entführe." Ziel sei gewesen, dem 32-Jährigen glaubhaft eine gescheiterte Entführung vorzuspielen.

Auftraggeber soll ein gewisser Peter gewesen sein. R. und der Spanier hätten 50.000 Euro Honorar bekommen: "Ich wollte aber sicher gehen, dass ich meine Tochter sehe, wenn sie zur Welt kommt und nicht lebenslang ins Gefängnis wandern." Seine Freundin sei zum Zeitpunkt der Tat schwanger gewesen.
Der Prozess wird am 17. November fortgesetzt..

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