„Keine Vorwürfe, nur bedingungslose Liebe“

„Keine Vorwürfe, nur bedingungslose Liebe“
Karin Ebenbichlers Mutter Hedwig ist kürzlich verstorben. Am Muttertag spricht die 66-Jährige über diesen Abschied für immer

„Sie war so lebensfroh, lustig und geistig komplett fit. Wir haben alle damit gerechnet, dass sie 100 Jahre alt wird.“

Deswegen war es trotz des hohen Alters ein Schock für die ganze Familie, als am 19. April diesen Jahres das Herz von Hedwig Krämer für immer zu schlagen aufhörte. Knappe vier Wochen danach erzählt Karin Ebenbichler, pensionierte Direktorin der Volksschule Langholzfeld in Pasching, was ihrer Mama wichtig war und wie sie gelebt hat.

„Keine Vorwürfe, nur bedingungslose Liebe“

Karin Ebenbichler mit ihrer Mama Hedwig, die am 19. April 2020 gestorben ist

„Sie war eine sehr gütige Person. Es blieb nichts offen, es gab keine Vorwürfe, sondern nur bedingungslose Liebe. Diese Haltung habe auch ich immer versucht, meinen Kindern gegenüber einzunehmen: Sich nichts erwarten und dann freudig überrascht sein über alles, was kommt.“

Hund als große Freude

Bis zum Schluss konnte Hedwig Krämer daheim betreut werden, „sie hat sich sehr über Besuch gefreut, gutes Essen war ihr wichtig, der Kontakt zu ihren Freundinnen genauso wie ein gepflegtes Äußeres: Sie ist immer eine schöne Frau geblieben, die auf sich geschaut hat. Und unser Hund hat ihr wirklich den Alltag versüßt.“ Den Grund für die Zufriedenheit und die Dankbarkeit ihrer Mutter sieht Karin Ebenbichler in der Vergangenheit: „Sie hatte eine schöne, behütete Kindheit. Das hat sie für die Stürme des Lebens gewappnet.“

Interesse am Alltagsgeschehen

Hedwig Krämer war und blieb interessiert am Alltagsgeschehen, las Zeitungen, verfolgte die Reden des Bundespräsidenten, machte sich auch viele Gedanken über Corona – und kommentierte das mit ihren 94 Jahren zum Beispiel so: „Bin ich froh, dass der Trump mit Corona beschäftigt ist. Dann kann er wenigstens keinen Krieg anfangen.“ Dass aufgrund der Pandemie der Kontakt zu ihren Enkeln und Urenkeln in den letzten Wochen ihres Lebens nicht möglich war, schmerzte sie sehr.

„Leb’ dein Leben!“

„Zwischen uns ist alles gesagt, es gab viele letzte Worte“, erinnert sich Karin Ebenbichler, und: „Ein Mensch stirbt, aber die Liebe bleibt. Dieses Sprichwort stimmt tatsächlich. Ich fühle mich total geliebt. Und man lernt durch solche Abschiede einfach, die Endlichkeit anzunehmen.“ Bis zum Schluss habe ihre Mama an andere gedacht: „’Leb’ dein Leben’, hat sie zu mir gesagt, und ’Wenn ich sterbe, brauchst nicht viel weinen.’“

Auf den heutigen Muttertag freut sich die 66-jährige, die selbst zweifache Mama und vierfache Oma ist, sehr: „Ich werde bei meinen Kindern sein, wir werden ganz viele Geschichten von meiner Mutti erzählen und so wird sie mitten unter uns sein.“

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