Keine Strafen für Maibaum-Diebe

Keine Strafen für Maibaum-Diebe
Jene 15 Stammtisch-Brüder, die zwölf geschmückte Stämme erbeutet haben, brauchen keine Konsequenzen fürchten

Mit einer Rekordzahl an gestohlenen Maibäumen sorgt eine Stammtischrunde aus Engerwitzdorf (OÖ) derzeit österreichweit für Gelächter. Das 15-köpfige Team rund um den Landarbeiter Philip Rittberger hat in den ersten drei Mai-Nächten insgesamt zwölf Stück erbeutet, die nun – gut bewacht – auf dem Gelände der örtlichen Naturgasanlage ausgestellt sind.

Die Raubzüge wurden von den Stammtischbrüdern im Alter zwischen 18 und 31 generalstabsmäßig vorbereitet. Der Plan sah vor, dass Späher in Autos die Tatorte auskundschaften. Ist die Luft rein, sollte mit einem Bus das notwendige Werkzeug herangeschafft und der Baum schließlich mithilfe eines Traktors gehoben, auf einen Anhänger gelegt und abtransportiert werden.

"Die Idee ist vor etwa einem Jahr entstanden – unser Ziel war, dass wir den Rekord einer Gruppe aus Puchenau brechen, die vor drei Jahren neun Maibäume gestohlen hat", sagt Rittberger. Der 23-Jährige und seine Freunde konstruierten extra für den Frontlader ihres Traktors einen Prototyp, mit dem sie die Stämme möglichst sicher und rasch einsammeln können. "Wir sind alles Landburschen mit handwerklicher und technischer Erfahrung", erklärt Rittberger.

Ihrer Spezial-Vorrichtung gaben sie den Namen "Maibaum-Pflücker". "Mit dem Gerät kann ich binnen 30 Sekunden einen Stamm ausheben und umlegen." Dem Tempo kommt beim Umlegen deshalb große Bedeutung zu, weil der Baum dem Dieb erst ab einem Neigungswinkel von 45 Grad gehört. Die Stammtisch-Brüder hatten bei jedem Versuch Erfolg. "Am schwierigsten war unsere Aktion in Reichenau, wo ein Unimog den Baumstamm blockiert hat."

Kein Zwist

Heikel sei auch der Diebstahl in Gutau gewesen. Der Tatort lag nur 20 Meter neben einem Gasthaus, dessen Fenster offen standen. "Da ist es um Sekunden gegangen, als die Besitzer herausgeschaut haben, war es schon zu spät. Sie waren faire Verlierer und haben uns lachend auf ein Bier eingeladen."

Streitereien oder Anzeigen habe es in keinem der Fälle gegeben, auch keine Vorwürfe, dass die Gruppe technisch so perfekt vorbereitet war. "Es steht ja nirgendwo geschrieben, dass man den Baum nur händisch umlegen darf. Aufgestellt wird er ja auch zum Teil mit einem Kran." Die Verhandlungen über die Auslöse der geraubten Maibäume sind inzwischen voll im Gang. "Wir verlangen fast immer Bier oder eine Jause. Mit der Gemeinde Katsdorf haben wir uns schon geeinigt – sie zahlen uns 80 Euro für ein Essen und Getränke."

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