Kein Blut von islamischem Verein

Blutspenden: In Österreich besteht weder eine Pflicht noch ein Recht
Muslime sind empört und fühlen sich diskriminiert. Rotes Kreuz erklärt medizinische Gründe.

Mit der Begründung, "Menschen, die aus Ländern kommen, wo der Islam Staatsreligion ist, sind meistens Hepatitis B erkrankt", soll eine Ärztin der Linzer Blutzentrale des Roten Kreuzes eine geplante Blutspendeaktion der Islamischen Religionsgemeinde (IRG) verweigert haben. „Ich war schockiert – und fühlte mich als Österreicherin muslimischen Glaubens diskriminiert“, sagt IRG-Mitarbeiterin Aysun Özdemir.

Das Telefonat soll am 5. Februar stattgefunden haben. „Ich habe die Ärztin für diese Aussage kritisiert und ihr erklärt, dass man Menschen nicht aufgrund ihrer Religion oder Herkunft mit dieser Krankheit assoziieren darf, dass das sehr vorurteilshaft sei und der Islam nichts damit zu tun hat“, betont Özdemir.

„Das ist aber eine Tatsache“, soll die Medizinerin erwidert haben. Özdemirs Einwand, dass sie selbst nicht an Hepatitis B erkrankt sei und die IRG eine österreichische Institution und die Mitglieder österreichische Muslime seien, fand kein Gehör.

„Wieso setzen Sie uns mit anderen Ländern in Verbindung?“, wollte die 25-Jährige – sie lebt seit 23 Jahren in Österreich – von der Ärztin wissen. „Wir haben schon einige Studien gemacht“, bekam sie zur Antwort. Als Özdemir diese anforderte, erhielt sie von türkischen Forschern zur Situation in der Türkei erhobene Erkenntnisse zugesandt. „Was das mit uns österreichischen Muslimen zu tun haben soll, ist schwer nachvollziehbar – diese Argumentation frustriert mich sehr“, sagt die Muslima verärgert.

Hepatitis-B-Träger

Murat Baser, Vorsitzender der IRG Linz, verweist darauf, dass die Wiener Blutzentrale vor einem Jahr mit der gleichen Spendenaktion kein Problem hatte und die IRG-Initiative damals sogar auf der Rotkreuz-Homepage beworben wurde. „Es ist daher inakzeptabel, dass das in Linz nicht möglich sein soll.“

Christian Gabriel, Leiter der Linzer Blutzentrale, versichert, dass die Religion bei den Auswahlkriterien keine Rolle spiele. „Für uns zählt nur die medizinische Sicherheit der Spender.“ Bei Personen südosteuropäischer Herkunft gebe es leider viele chronische Hepatitis-B-Träger. „Das ist aber völlig wertfrei zu sehen.“

Gabriel betont, dass Einzelspender jederzeit Blut spenden könnten: „Von Kulturvereinsaktionen nehmen wir inzwischen aber Abstand – in der Vergangenheit mussten viele Blutproben entsorgt werden.“ Er will Baser kontaktieren und ihm die medizinischen Gründe ganz genau erklären: „Bei anderen Vereinen sind wir damit immer auf Verständnis gestoßen.“

Links:

IRG Linz

Rotes Kreuz

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