„Kämpfe um die Berlin-Verbindung“
Der Flughafen Linz-Hörsching hat seit seiner Gründung im Jahr 1955 viel erlebt – Positives und Negatives. Aktueller Geschäftsführer ist Gerhard Kunesch, und das bereits seit 1998. Der Airport-Manager im KURIER-Interview über die wirtschaftliche Lage, Investitionen, Nachtflüge und sein liebstes Urlaubsland.
KURIER: Herr Direktor, Sie leiten seit 14 Jahren den Blue Danube Airport. Was würden Sie als Ihren bisher größten Erfolg werten?
Gerhard Kunesch: Ein Flughafen ist eigentlich ein Lande- und Parkplatz für Airlines. Die Fluglinien sind unsere Kunden, die wir zufriedenstellen wollen. Genauso wie alle Passagiere, die schon beim Betreten des Flughafens in Urlaubsfeeling versetzt werden sollen. Ich glaube, das gelingt uns ganz gut.
Im Jahr 2011 haben 679.372 Passagiere den Flughafen Linz genutzt. Das waren um 12.672 weniger als 2010. Wie läuft bisher das heurige Jahr?
Wir haben mit einem Wachstum von plus zwei Prozent budgetiert. Vor allem beim Charterbereich sind wir stark. Die Oberösterreicher fliegen gerne von hier aus in den Urlaub. Aber auch die Linienflüge nach Frankfurt, Düsseldorf und Wien sind stabil. Ich rechne letztendlich damit, dass wir mit einer Null aussteigen.
Charterflüge nach Ägypten waren eine Zeit lang nicht gefragt. Ist das noch immer so?
Nein, Ägypten erholt sich, die Türkei ist nach wie vor top, Spanien könnte heuer zulegen. Schwierig ist hingegen Griechenland. Die angespannte finanzielle Lage in diesem Land schreckt viele davor ab, hinzufliegen.
Die Air Berlin streicht die Flüge von Linz in die deutsche Hauptstadt. Ein schwerer Schlag für den Blue Danube Airport, oder?
Ja, ein ganz schwerer Schlag. Noch dazu, weil Berlin als Drehscheibe im internationalen Flugverkehr ausgebaut wird. Dabei war die Verbindung ein erfolgversprechendes Modell. Wir alle – die Fluglinie, die Wirtschaft, der Tourismus und der Flughafen – haben das zustande gebracht. Aber wir geben nicht auf.
Wie meinen Sie das?
Die Streichung der Flüge ist noch nicht endgültig. Aber es stimmt: Wir stehen knapp vor dem Aus. Wir streben einen Termin beim Vorstand der Air Berlin an. Ich sehe nach wie vor Chancen, dass die Destination in die deutsche Hauptstadt bestehen bleibt. Wir dürfen Berlin auf keinen Fall verlieren, das ist mein großer Herzenswunsch. Wir werden darum kämpfen.
Kann der Flughafen Linz langfristig überleben?
Ja. Ich muss aber zugeben, dass unsere Lage nicht günstig ist. Wir sind zwischen München und Wien eingezwickt. Dort kommt man gut mit dem Auto hin. Aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich sehe uns als Flughafen der Drei-Länder-Region Passau, Südböhmen und Oberösterreich.
Wie schaut es im Frachtbereich aus?
Das ist eine echte Erfolgsstory. Im Frachtbereich sind wir in Österreich bereits der größte Regionalflughafen. Demnächst soll hier in Hörsching weiter ausgebaut werden – mit einem neuen Frachtterminal 5. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren im Frachtbereich ein Wachstum von 44 Prozent gehabt.
Gibt es noch weitere Investitionen?
Ja, der Passagierterminal soll neu gestaltet werden, wir haben gerade einen Architektenwettbewerb laufen. Im Herbst soll die Umsetzung beginnen samt thermischer Sanierung. In Linz gibt es ja den schönen, neuen Hauptbahnhof. Da müssen wir nachziehen (lacht).
Was viele Leute nicht wissen: Der Blue Danube Airport dient als Einstellplatz für 70 private Flugzeuge. Damit lässt sich viel Geld verdienen!
Die Freizeit- und Businessfliegerei gehört dazu und ist wichtig. Ich sehe uns als Flughafen für alle Oberösterreicher. Wir wollen niemanden ausschließen. Was man auch nicht vergessen darf: Auf dem Gelände des Flughafens gibt es rund 100 Firmen mit 1200 Mitarbeitern. Das sind schon ordentliche Dimensionen. Da rede ich aber noch gar nicht vom militärischen Teil.
Wird der Linzer Airport in absehbarer Zeit neue Destinationen dazubekommen?
Ich bin ein Realist. Wir sind so gut wie am Limit. Ich finde auch, dass das Angebot, das wir momentan haben, gut ist. Wie bereits erwähnt, darf die Verbindung nach Berlin nicht verloren gehen. Und wichtig war, dass wir die fünfte Wien-Verbindung bekommen haben.
Was ist mit Zürich? Flüge in die Schweizer Metropole hat es früher ja schon einmal gegeben?
Zürich wäre sicher ein Wunsch von mir. Aber ich glaube, es ist dringender, die Wien-Destination zu stabilisieren.
Gibt es Probleme mit dem Nachtflugverbot?
Es gibt eigentlich kein Nachtflugverbot. Die Betriebszeiten sind bei kleineren Flughäfen halt eingeschränkt. Es werden sowieso nur wenige Ausnahmen gemacht. Das akzeptieren die Anrainer. In erster Linie machen wir Ausnahmen für die Oberösterreicher und natürlich für Ambulanzflieger.
Was ist eigentlich Ihr liebstes Urlaubsland?
Mich zieht es zum Wasser hin. Ich segle sehr gerne. Ich halte den griechischen Inseln die Treue. Im vergangenen Jahr war ich auf Rhodos und Kos.
Und heuer?
Bin ich mit einem Hausboot in den Lagunen von Venedig unterwegs.
Nach Venedig fahren Sie mit dem Auto, oder?
Jetzt haben Sie mich erwischt. Ja, diesmal nehme ich das Auto, aber zu 95 Prozent fliege ich mit dem Flugzeug in den Urlaub.
Letzte Frage: Wie steht der Blue Danube Airport wirtschaftlich da?
Ich kann beruhigt sagen, dass wir ein stabiles Unternehmen sind. Wir haben schöne Gewinne auf hohem Niveau, brauchen nicht nur Geld vom Eigentümer und vom Land, sondern liefern auch Rendite ab. Das ist nicht selbstverständlich. 76 Prozent aller Flughäfen unter einer Millionen Passagiere machen keinen Gewinn. Wir gehören glücklicherweise zu den 24 Prozent, die einen Gewinn machen. Ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt.
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