2020 haben sie hoch über Oberwang im nördlichen Salzkammergut die ersten Weinstöcke angesetzt und jedes Jahr ein paar mehr. Etwa 3.000 stehen mittlerweile auf einem Hektar.
700 Meter Seehöhe
Das Besondere an einem der jüngsten Weingärten Oberösterreichs: Er liegt auf 700 Meter Seehöhe. Die Entscheidung für den Wein ist über Jahre gereift. Die kleine Landwirtschaft, Heu und Schafe, war nicht einmal im Nebenerwerb rentabel zu führen. Gleich hinter dem Haus geht es steil bergauf. Von dem nach Süden ausgerichteten Weinberg versprechen sich die Dorfingers à la longue mehr Ertrag. Die Aussicht ist ohnehin unbezahlbar: Unten breitet sich das Tal aus, teilt sich in Richtung Attersee und Mondsee. Dahinter thront der Schafberg, quasi der Hausberg. Er ziert im Profil das Flaschenetikett.
Obstpresse
Die Dorfingers sind mit Bedacht an das Projekt herangegangen. „Wir haben immer sehr gerne in Weingegenden Urlaub gemacht“, erzählt Sandra. Jakob hat in Krems die Ausbildung zum Facharbeiter gemacht, Bodenproben genommen und Klimadaten analysiert. Angesetzt wurden ausschließlich pilzwiderstandsfähige, frühreife Sorten. Gekeltert wird auf dem Hof, abgefüllt bei Florian Eschlböck in Hörsching. Um die Investitionen in Weingarten und Kellertechnik bestmöglich zu nutzen, wird auch Obst gepresst. Die Leute bringen Äpfel und Birnen und können am nächsten Tag ihren Saft in der Bag-in-Box abholen – auf Wunsch in Holzschatulle. Cider gibt es auch.
Die Zuständigkeiten sind klar geregelt: Jakob kümmert sich um den Wein, Sandra um die Finanzen. Demnächst möchte sie allerdings die Ausbildung zur Sommelière absolvieren. Beide sind bei einer großen Wassertechnologiefirma in Mondsee angestellt, er als Konstrukteur und Entwickler, sie als Bilanzbuchhalterin.
Weinbau ist arbeitsintensiv, erst recht hier oben. Im Sinne der Work-Life-Balance haben sie ihre Wochenstunden reduziert, auch um für die Töchter Katharina und Magdalena ausreichend Zeit zu haben. Die Lese erfolgt hier später als in niedrigeren Lagen, zwischen Anfang und Mitte Oktober. „Ich mag keine leichten, sondern eher kräftigere Weine mit feinem Säureanteil“, sagt Jakob. Die Premierenweine, ein Cuvée und ein Blütenmuskateller, waren rasch weg und ernteten viel Lob, auch in der Winzerszene. 240 Liter wurden im Vorjahr gelesen, mit dem erhofften Plus wird es zumindest heuer nichts werden – das Wetter.
Regen und Hagel
„Es war von Anfang an klar, dass es Probleme geben kann“, sagt Jakob. Es gibt in der Region viele Niederschläge, im Juni waren heuer nur wenige Tage regenfrei. Obendrein gab es im August zweimal Hagel. Das hat den Rebstöcken zugesetzt. Ihrer Freude und ihrem Optimismus kann da nichts anhaben, versichern die Jung-Winzer. „Unsere Ortschaft heißt Bachau“, sagen sie und lachen. „Vielleicht wird daraus einmal Wachau.“
Kommentare