„Je ängstlicher, desto eher ist man Opfer“
Wann fühle ich mich sicher? Wie nahe will ich, dass mir jemand kommt? Warum beschleicht mich dieses ungute Gefühl und wie gehe ich damit um?
Die meisten Mädchen und Frauen waren wohl schon in Situationen, in denen sie sich unsicher, unwohl und ungeschützt gefühlt haben. Viele mussten und müssen bereits Übergriffe auf Würde, Körper und Integrität erleben.
Interessiert
Gemeinsam mit dem Autonomen Frauenzentrum und dem Frauenbüro der Stadt Linz bietet der Verein Drehungen spezielle Selbstverteidigungskurse an. „Unsere Kurse wurden von Frauen für Frauen entwickelt“, erklärt die langjährige Trainerin Maria Langmaier. Zielgruppe sind Mädchen und Frauen jeden Alters, auch solche mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen. „Wir haben interessierte Teilnehmerinnen genauso wie traumatisierte“, stellt Langmaier fest. Im Kurs werden Übungen gelehrt, die ohne viel Training vermittelt und angewandt werden können.
„Bei uns geht es viel um das eigene Selbstbewusstsein und Auftreten, auch darum, wie wir uns selber wahrnehmen und wie wir auf andere wirken.“ Da sei vor allem die Körperhaltung entscheidend: „Je ängstlicher Frauen erscheinen, desto eher werden sie zum potenziellen Opfer.“ Haltung, Auftreten und ein sicherer Stand seien definitiv Dinge, die man üben und verinnerlichen könne, versichert Trainerin Langmaier.
Die Technik zählt
„Die Abwehrübungen, die in unseren Kursen gelehrt werden, leben nicht von Kraft, sondern von Technik. Frauen erleben, dass sie sich selbst bei körperlicher Unterlegenheit mit Drehungen und Kniffs aus Umklammerungen befreien können.“
Viele Frauen fürchten sich auf dem Nachhauseweg im Dunkeln: „In Linz fällt mir das extrem auf, dass die Frauen sehr ängstlich sind. Bitte lassen wir uns das nicht nehmen, dass wir auch abends oder nachts unterwegs sind. Der öffentliche Raum gehört auch uns Frauen!“, appelliert Langmaier, und hat gleichzeitig einige praktische Tipps parat: Wer beim Heimgehen den Haustürschlüssel in der Hand hält, kann ihn in Gefahrensituationen zur Verteidigung nutzen. Wer sich verfolgt fühlt, läutet beim nächsten Haus an und bittet um Hilfe. Konkret Menschen ansprechen, ob man ein Stück mitgehen darf oder sich kurz dazustellen darf, wenn man sich unsicher fühlt. Jemanden anrufen oder einen Taschenalarm eingesteckt haben.
Pfefferspray als Waffe
„Beim Pfefferspray muss man sich bewusst sein, dass er als Waffe gilt und schwierig einzusetzen ist. Wer ihn benutzt, musst Erste Hilfe leisten, sonst droht eine Anzeige.“
Ein Grundsatz, den Maria Langmaier allen Frauen mitgeben möchte, lautet: „Dort, wo eine Frau „Nein“ denkt, fängt Selbstverteidigung an.“ Sprich, es geht auch darum, rechtzeitig klare Grenzen zu setzen: „Umso früher man kommuniziert: Stopp, ich will das nicht!, desto leichter geht es. Und vielleicht kann eine Eskalation dadurch sogar vermieden werden.“
Termine und Infos
- Anmeldung. Der Andrang ist groß, der März-Termin ist bereits ausgebucht. Die Kurse werden vom Autonomen Frauenzentrum gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Linz veranstaltet:
- Termine: Fortgeschrittenenkurs für Frauen (ab 18 J.), 16. Mai 2020, 9 bis 17 Uhr. Grundkurs für Frauen (ab 18 J.), 19. 9. 2020 von 9 bis 17 Uhr. Mädchenkurs (ab 14 J.), 26. 9. 2020, 9 bis 17 Uhr. Grundkurs für Frauen (ab 18 J.), 21. 11. 2020, 9 bis 17 Uhr.
- Kosten: Grundkurs: 50 € Mädchen-Kurs: 31 €. Anmeldung und Infos: Autonomes Frauenzentrum, Starhembergstr. 10/2, Linz, 0732/60 22 00.
- Ort: Raum des Magistratsportvereins (Semmelweisstraße 29, 4020 Linz).
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