IV-Präsident: Der Stillstand kostet ein Vermögen

Axel Greiner, Präsident der oberösterreichischen Industriellenvereinigung
Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ, über einen Neustart der Wirtschaft. Von Stephan Scoppetta.

Der wochenlange Shutdown der Wirtschaft verschlingt Milliarden Euro und viele Betriebe bangen um ihre Existenz. Axel Greiner, Präsident der IV OÖ, spricht im Interview über die Folgen der Corona-Krise und wichtige Schritte, die nun gesetzt werden müssen.

Welche Folgen wird Ihrer Meinung nach der weltweite Shutdown auf die österreichische Industrie haben?

Axel Greiner: Viele Betriebe leben derzeit von ihrer Substanz und das geht zulasten des Eigenkapitals. Die staatlichen Hilfsprogramme sind im Prinzip Unterstützungsmaßnahmen für die Mitarbeiter, damit diese nicht entlassen werden müssen, aber nicht für die Unternehmen selbst. Hilfskredite und Garantien sichern zwar Liquidität, aber müssen früher oder später auch wieder zurückgezahlt werden. Dieser Stillstand kostet die heimischen Unternehmen letztendlich ein Vermögen.

War der Shutdown aus Ihrer Sicht dringend notwendig oder eine überzogene Reaktion?

In einem ersten Schritt war das mit Sicherheit richtig und notwendig, weil man das Virus nicht kannte und auch keine Datenbasis vorhanden war. Doch aus den letzten Wochen müssen wir lernen und nun Maßnahmen setzen, um die Wirtschaft möglichst schnell wieder hochzufahren. Nicht nur Corona kostet Leben, auch eine ruinierte Wirtschaft wird uns Leben kosten. Nicht zuletzt sind Themen wie Arbeitslosigkeit, Armut und ein marodes Gesundheitssystem, das ja aus Steuereinnahmen finanziert wird, auch ein Lebensrisiko.

Wie gut war und ist die heimische Industrie für diese Krise gerüstet?

Nach der Finanzkrise 2008 bis 2011 haben sich viele Unternehmen auf das Eigenkapital als wichtigen Faktor zur Eigenständigkeit und Manövrierfähigkeit ihrer Unternehmen besonnen. Das hat schon für eine gewisse Resilienz der heimischen Industrie gesorgt. Darüber hinaus wirken auch die staatlichen Hilfsmaßnahmen stabilisierend. Aber das sind nur kurzfristig wirksame Maßnahmen. Doch sollte der Konsum einbrechen und die Wirtschaftskrise länger andauern, werden auch in der Industrie Pleiten nicht zu verhindern sein.

Mit welchen Maßnahmen würde sich das nun verhindern lassen?

Die Inlandswirtschaft wird man nur zum Laufen bringen, wenn alle Betriebe wieder öffnen können. Das hat aber nicht nur mit den Betrieben zu tun, sondern das ist auch für die Bevölkerung ein wichtiges Signal und vermittelt Zuversicht. Wirtschaftskrisen haben nicht nur mit Zahlen zu tun, sondern haben auch eine große psychologische Komponente. Sind die Menschen verunsichert, wird weder konsumiert noch investiert – dies befeuert die Abwärtsspirale und führt in die Depression. Genau das gilt es jetzt zu verhindern.

Die heimische Industrie ist stark exportorientiert. Wie lässt sich hier die Wirtschaft wieder anschieben?

Hier ist die Europäische Union mit Lösungen gefragt. Die Länder sind ja zeitversetzt von Corona betroffen gewesen und die Maßnahmen wurden auch höchst unterschiedlich in den jeweiligen Staaten umgesetzt. Doch wir müssen jetzt Regelungen finden, wie wir nicht nur den Warenverkehr in den nächsten Monaten und Jahren gewährleisten können, sondern auch der internationale Personenverkehr wieder möglich wird.

Als Refinanzierung der Krise wird nun wieder der Ruf nach neuen oder höheren Steuern laut. Was halten Sie davon?

Österreich ist ein Hochsteuerland und die heimischen Mitarbeiter und Betriebe haben in den vergangenen Jahren auch sehr viel in die Staatskasse einbezahlt. Neue Steuerfantasien trifft aber Unternehmen gerade beim Eigenkapital und das ist kontraproduktiv und führt nur dazu, dass noch weniger investiert wird und zusätzliche Arbeitsplätze verloren gehen. Jetzt müsste man die Steuern für Unternehmen und Mitarbeiter senken, damit der Konsum angekurbelt wird und Investitionen getätigt werden.

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