Israelfreundliche Kommentare: Journalist mit Mord bedroht
Christoph Brückl betreibt in Wels die Gratiszeitung Die Monatliche und im Internet auf Facebook das Forum Wels1.at Ticker. "Dort hab’ ich – bezugnehmend auf die Krawalle rund um den Nahost-Konflikt – auch kritische Berichte über die Hamas und den Islam gepostet", erzählt der 27-Jährige. "Damit scheine ich mir den Ärger fundamentalistischer Kreise zugezogen zu haben." Die Folgen: Anonyme Drohungen ihn zu misshandeln, zu verstümmeln und zu ermorden. "Ich hab’ durchaus Angst", bekennt der Journalist im KURIER-Gespräch.
Auf Brückls persönlichem Facebook-Account ist als Hintergrundbild eine große Israel-Fahne zu sehen und ins Profil-Foto hat er die Flagge mit dem Davidstern auch herzförmig integriert: "Beim Nahost-Konflikt liegen meine Sympathien klar bei Israel. Für mich ist das ein Rechtsstaat nach westlichem Muster, in dem Demokratie und Religionsfreiheit herrschen."
Warum er das im Internet so offen zur Schau stellt? "Weil man auf Facebook derzeit fast nur palästinensische Flaggen samt wildem Israel-Bashing (Beschimpfungen, Anm.) zu sehen kriegt. Ich mach’ das aus Solidarität." Er ärgere sich über die zunehmend antisemitischen Strömungen in Österreich. "Gewisse Töne erinnern fast schon an die 1930er Jahre."
Auf seinen Facebook-Pages seien vergangene Woche erschreckende Postings hinterlassen worden: "Juden sind keine Menschen" oder "Halt die Fresse Mann, wenn du Jude bist, schreib nicht", hielten Schreiber mit rechtsextremen Meinungen nicht hinterm Berg.
Wüste Nachrichten
Am 12. August bekam Brückl eine Privatnachricht eines Erwin B., angeblich bosnisch-stämmiger Moslem aus Wels: "ich halte ausschau nach dir... dich sollte man einspereen (sic!) in den keller und tage lang maltretieren genauso wie deine hurensohn familie... schick mal deine schwester vorbei ich bring der manieren bei ... du wirst mir schon in die arme laufen". Erwin B. verkündete dem 27-Jährigen weiters, ihm sein Geschlecht abzuschneiden.
Der Journalist versuchte zu kalmieren. Später machte er den privat geführten Diskurs öffentlich. Binnen kürzester Zeit gab es dazu 170 Kommentare. Der Großteil davon war ebenfalls angriffig. "Du stehst hinter Israel also leb mit den Konsequenzen wen dich der Shitstorm auf FB (Diffamierungskampagne, Anm.) trifft", schrieb ein Philipp E.
Zwei Tage später – Brückl war gerade bei einem Interviewtermin – bekam er vier anonyme Anrufe. "Hurensohn, ich stech’ dich ab, hab’ schon 100 Leute auf dich gejagt, ich weiß wo du wohnst", sagte eine Stimme. Brückl erstattete Anzeige. Die Polizei nimmt die Drohungen ernst. "Mir wurde für zwei Tage Personenschutz angeboten. Das hab’ ich abgelehnt – ein Freund, der als Security arbeitet, begleitet mich jetzt."
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