Wie viele Touristen sind wirklich täglich in Hallstatt, und wie viele verträgt der Unesco-Welterbeort? Seit Jahren reißen die Debatten darüber nicht ab.
Die Gemeinde hat mit Sichtschutzwänden aus Holz versucht, Touristen die schönsten Blicke zu vernageln. Was schnell wieder zurückgezogen wurde.
Am Wochenende hat die Initiative „Bürger für Hallstatt“ ein Portal des Zufahrtstunnels nach Hallstatt blockiert – zwar nur für 15 Minuten, jedenfalls wollte man ein Warnsignal absetzen und den Protest gegen „Übertourismus“ öffentlich kundtun, so die Initiatoren.
Aber wie viele Gäste kommen tatsächlich täglich nach Hallstatt? So genau lässt sich das offenbar nicht sagen. Während die Bürgerinitiative von über 10.000 Gästen spricht, geht Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ) von deutlich weniger aus.
Halb so viele Gäste würden reichen
Worauf er sich zuletzt festlegen hat lassen: Halb so viele Gäste, wie aktuell täglich durch Hallstatt laufen, wären mehr als genug.
Am 6. September findet jedenfalls eine große Runde statt, die die Zukunft des Tourismus in Hallstatt zum Thema hat. Ein Thema ist dabei auch eine möglichst Abstimmung über die Besucherzahlen.
Christian Schirlbauer, Geschäftsführer der Ferienregion Dachstein Salzkammergut, will dazu im Vorfeld auf verschiedene Parameter zugreifen. Zum einen auf die „A1 Mobility Insight Auswertung“, die er vorliegen hat. Für den Juni 2023 liegt diese auch dem KURIER vor.
7.000 täglich
Laut den Daten – aus Gründen des Datenschutzes dürfen die Handydaten der ortsansässigen Bevölkerung nicht ausgewertet werden – waren im Juni 208.390 Menschen in Hallstatt.
Das wären pro Tag im Schnitt knapp 7.000 Besucher gewesen. Allerdings sind die Hauptreisezeiten laut Bürgermeister Scheutz für Hallstatt Ostern, Weihnachten und Silvester sowie der Hochsommer etwa ab dem 15. August.
Die Auswertung dieser Daten ist für Schirlbauer im Vorfeld zur Sitzung am 6. September wichtig. Dazu werden an diesem Tag erstmals jene Zahlen präsentiert, die aus den aufgezeichneten Bewegungsdaten zur Verfügung stehen.
Seit einigen Monaten zeichnet eine Kamera – datenschutzrechtlich genau geprüft – alle Bewegungen an einem neuralgischen Punkt in Hallstatt auf.
Daten als Grundlage
Auch daraus lassen sich Rückschlüsse über die Anzahl der Besucher ziehen, erläutert Schirlbauer, der zusätzlich noch die Fahrgastzahlen der Postbusse, der ÖBB und der Schiffe, die Touristen nach Hallstatt bringen, einfließen lassen.
„Das brauchen wir, um zu wissen, worüber wir reden und wohin wir wollen.“ Wobei Schirlbauer klarstellt: „Es geht bei der Runde am 6. September nicht nur um die Besucherzahlen von Hallstatt, sondern um die Mobilität einer ganzen Region.“
Aber zurück zu den Daten vom Juni. Bemerkenswert für Schirlbauer: Im Juni haben sich Gäste aus China nicht niedergeschlagen. Dafür kamen viele aus Südkorea und Indien. „Obwohl wir dort nie Werbung gemacht haben.“
In China wird übrigens auch nicht für Hallstatt geworben. Was ihm noch aufgefallen ist: Hallstatt war früher um 18 Uhr leer. „Jetzt sind bis 19, 20 Uhr Gäste im Ort zu sehen.“
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