"Schon geschädigt"
123 Einwohner zählt Fucking derzeit, 113 davon haben ihren Hauptwohnsitz dort gemeldet. Der Großteil wohnt entlang der Durchfahrtsstraße. Ein paar kleinere Verästelungen führen zu Bauernhöfen inmitten der Wiesen und Äcker.
Bis auf ein paar Traktoren, die brummen, und Hühner, die gackern, ist es ruhig. Nur zwei Frauen stehen vor ihrem Hof, von der Öffentlichkeit haben sie aber sichtlich genug: „Wir sind schon geschädigt“, ruft eine bereits aus der Ferne.
Verständlich: Denn jedes Jahr kommen zahlreiche Auswärtige, um ein Foto zu machen – und zwar einfach von der Ortstafel.
Aus Spaß wurde Ernst
Ist ihnen ein Bild nicht genug, nehmen sie die Tafel rechtswidrig mit: Drei bis vier Mal im Jahr braucht der Ort deshalb neue Schilder. Selbst das Eingießen in Beton, schaffte nur bedingt Abhilfe, weiß Leopold Schnaitl vom Nahversorger in Tarsdorf: „Teilweise kamen sie mit Eisensäge und haben sie abgesägt. Die waren vorbereitet.“
Für ihn selbst war der Name jedoch nie komisch: „Wir sind damit aufgewachsen. Für uns ist das normal. Und im deutschen hat es ja nicht diese Bedeutung“, sagt Schnaitl. Er verstehe jedoch die Einwohner: „Im Internet kursieren viele Fotos und Videos von Fucking. Teilweise ist es ja spaßig, teilweise aber auch nicht mehr.“
So sahen das wohl auch die Einwohner von Fucking, denn sie stellten schließlich bei der Gemeinde einen Antrag auf Namensänderung. Dieser wurde nun im November bewilligt: „Der Gemeinderat hat beschlossen, die Ortschaft Fucking in den Ortschaftsnamen Fugging mit Wirkung vom 01. 01. 2021 umzubenennen“, heißt es in der Kundmachung.
Anfangsbuchstabe Pech
Auf Anfrage bei der Gemeinde Tarsdorf war die Beschlussfassung fast einstimmig. Nun folge neben den neuen „Fugging“-Ortstafeln – wovon eine etwa 300 bis 400 Euro koste – ein umfangreicher Verwaltungsaufwand.
Nicht alle heißen diese Entscheidung deshalb gut: „Das ist alles ein Blödsinn. Hier in der Region und auch in Bayern drüben enden viele Orte auf ,-ucking’“, sagt Peter Wollitzer, der vom Greißler gerade am Weg zurück zum Auto ist.
Und tatsächlich: Nur ein Stück von Fucking entfernt liegt Hucking – Der Anfangsbuchstabe ist also das Pech.
Jahrelang ist Karl Moser als Busfahrer durch diese beiden Orte unterwegs gewesen: „Einerseits brachte der Name Probleme, andererseits machte es den Ort interessant. Die Einwohner müssen selbst wissen, was sie wollen.“
Und das ist offenbar Fugging. Neben den Ortstafeln müssen die Bewohner 2021 wohl aber auch eine weitere Tafel, die entlang der Straße steht, austauschen: Jene, die „Fuckinger Kartoffeln und Heidelbeeren“ anpreist.
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