In der Stille kommt der Werwolf

Das soll nämlich gut sein für den Körper, denn da hat er angeblich Zeit, sich auszuruhen und irgendwie durchzuatmen. Manche nehmen sich auch vor, eine Zeit lang ohne Geräusche auszukommen, sie wollen es in ihrer Umgebung absolut still haben. Auch das soll für das Befinden gut sein, vor allem aber fürs Gehirn.

 Für die Ohren sowieso, denn wenn man denen eine Pause von lauten Tönen gönnt, können sie sich erholen, sagt man. Wenn es ganz still ist, kann man angeblich so richtig in sich hineinhören, in sich selbst hineinschauen und darüber nachdenken, wer man ist und was einem wichtig ist.

Kein Essen, nur Stille

Das klingt echt cool, also probiere ich das auch gleich aus. Kein Ton mehr, kein Gelächter, keine lautstarke Zankerei, nur Stille. Ich esse heute auch nichts, absolut nichts! Heute gibt es nämlich Krautfleckerln. Die mochte ich sowieso nie. Also schalte ich alles ab, was irgendwie ein Geräusch machen könnte.

Jetzt liege ich ganz allein hier auf dem Sofa und genieße die Stille. Ich beginne, so richtig in mich hineinzuhören, und auf einmal höre ich auch was aus meinem Inneren. Es klingt aber, als ob ein Werwolf hinter mir her wäre. Zugleich spüre ich ein Grummeln in meiner Magengegend, und da knurrt es auch ganz kräftig. Und plötzlich weiß ich, was ich mag und wer ich bin. Ich bin hungrig und mag jetzt was essen, ich bin der Seppy und es ist mir wichtig, dass Kinder lachen und klatschen, und das möglichst laut!

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters