Immer den Mund fusselig reden

Claudia Stelzel-Pröll
KURIER-Redakteurin Claudia Stelzel-Pröll über lange Beine als Wegweiser zum Klo und die Botschaft dahinter.

In der Plus City bin ich dieser Tage über eine – nennen wir es – optische Absonderlichkeit gestolpert. Zwei riesige Darstellungen zieren die Eingänge zu den Toiletten: Links ein seriös gekleideter, junger Mann, der den Herren mit freundlich-bestimmtem Blick den Weg zum stillen Örtchen weisen soll. Rechts endlose Beine in High Heels, ein homöopathisches Stückchen Stoff, das offenbar aus Placebo-Gründen einen Rock darstellen soll, und dann – nichts. Aha, ein abgeschnittener, weiblicher Unterkörper soll also uns Frauen helfen, das Klo zu finden. Danke, sehr freundlich.

Da kommen Fragen auf

Die Plus City ist kein Ort des emanzipatorisch-feministischen Diskurses, aber ein paar Fragen kommen bei mir schon auf: Was ist die Botschaft dahinter? Männer bestechen durch ihr Charisma und ihre Ausstrahlung, Frauen durch ihre Beine? Der Rest des Körpers ist eh wurscht, Hauptsache, lang und dünn? Wieso ungeschickt und billig, wenn es klug und simpel auch geht? Die eindeutige Beschilderung einer Klotüre ist keine Aufgabe für Hochbegabte.

Sensibel auf Abwertungen

Seit ich Mama von drei Töchtern bin, reagiere ich noch sensibler auf solche Bilder. Vorher hat so eine optische Abwertung „nur“ mich, eine Erwachsene, betroffen, jetzt werden unsere Kinder von solchen Klassifizierungen negativ geprägt. Umso wichtiger, dass wir uns den Mund fusselig reden – über das, was wir tagtäglich wahrnehmen und erleben.

claudia.proell@kurier.at

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