"Ich glaube, er wollte mich umbringen"

"Ich glaube, er wollte mich umbringen"
Eine Tochter belastet ihren Vater: Der Kroate soll versucht haben, sie wegen ihres muslimischen Freundes zu töten.

Der 19-jährigen Danijela bleibt am Mittwoch erspart, persönlich im Schwurgerichtssaal des Linzer Landesgerichts zu erscheinen und gegen Pero M. auszusagen. Die Situation, den gefürchteten Vater eines Mordversuchs zu bezichtigen und ihm vielleicht noch in die Augen schauen zu müssen, wäre psychisch für sie nicht zu ertragen. Den Geschworenen wird eine Videoaufzeichnung ihrer Einvernahme vorgespielt.

"Ich glaube, dass er mich umbringen wollte. Er hat nur deshalb aufgehört, weil ich bewusstlos wurde und er der Meinung gewesen ist, dass ich tot bin", erklärt die HAK-Schülerin. Weinkrämpfe unterbrechen ihre Aussagen.
Die rechte Gesichtshälfte der jungen Frau ist zum größten Teil von einem maskenartigen Stützverband verdeckt. Ihre Mundwinkel wirken asymmetrisch und scheinen unterschiedlich gut beweglich - die Nachwirkungen einer Gesichtsmuskellähmung.

Lebensgefahr

"Die Verletzungen waren potenziell lebensbedrohlich", diagnostiziert der medizinische Gutachter Johann Haberl. Mit Frakturen an der Schädelbasis - darunter ein offener Schädelbruch, eine Kieferhöhlenfraktur sowie ein beschädigter Innenohrnerv - wurde sie am 21. Jänner 2011 in die Intensivstation eingeliefert. "Eine Folge multipler stumpfer Gewalteinwirkung gegen den Kopf", erklärt Haberl.

Pero M. soll seiner Tochter an dem Tag in der Putzerei seiner Ex-Frau aufgelauert haben. Er hatte erfahren, dass ihr neuer Freund ein bosnischer Moslem sei. Der katholische Kroate soll Danijela umgestoßen und ihren Kopf mehrmals auf den Boden geschlagen haben. Dann soll er ihr die Nase und den Mund zugehalten haben, bis sie sich nicht mehr rührte. "Irgendwann bin ich wieder zu mir gekommen, überall am Kopf ist mir Blut herausgeschossen", sagt die 19-Jährige.

Tage vorher habe ihr der Vater mehrere SMS geschickt, in denen er drohte, ihr die Hände und Beine zu brechen und sie umzubringen. Sie nahm die Drohungen ernst. "Ich hab' mich nicht mehr allein aus dem Haus getraut." M. habe ihr von klein auf eingetrichtert, einen Katholiken zu heiraten. Ein Moslem wäre eine Schande für die Familie.

Wehtun

Staatsanwältin Daniela Latschberger fordert eine Verurteilung des 45-Jährigen "wegen versuchten Mordes und gefährlicher Drohung". Verteidiger Andreas Mauhart kann keine Tötungsabsicht erkennen: "Er wollte ihr wehtun, sie aber nicht töten." Er plädiert auf eine Bestrafung wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung.

Die Geschworenen folgen mehrheitlich der Ansicht der Verteidigung. Auch sie sehen keinen Mordversuch, sondern eine absichtliche schwere Körperverletzung. Das noch nicht rechtskräftige Urteil: Vier Jahre Haft unbedingt. Die Staatsanwältin gibt keine Erklärung ab. Rechtsanwalt Mauhart neigt dazu, das Urteil anzunehmen, erbittet sich aber drei Tage Bedenkzeit.

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