„Ich gehe nicht weg“
Stefan Lehner zählt im Handball zu den besten rechten Aufbauspielern Österreichs. Der 26-Jährige ist maßgeblich daran beteiligt, dass es beim HC Linz so gut läuft. Im Interview mit dem KURIER spricht Lehner über sportliche Ziele, das Nationalteam und einen möglichen Vereinswechsel.
KURIER: Herr Lehner, was macht die Linzer Handballer so stark? Vor Saisonbeginn wurden Sie und Ihre Kollegen noch als Abstiegskandidaten gehandelt.
Stefan Lehner: Wir hören nicht auf das, was andere sagen. Wir schauen nur auf uns. Und außerdem sind wir es seit Jahren gewohnt, dass uns alle unterschätzen. Unsere große Stärke ist der Zusammenhalt in der Mannschaft. Das sehen auch Außenstehende so. Zum Beispiel Bregenz-Manager Thomas Berger, der ein guter Freund von mir ist.
Der HC Linz hat keinen sogenannten Star. Genauso wie die Rieder Fußballer und Gmundens Basketballer. Ist das ein neues Erfolgsrezept im Mannschaftssport?
Offenbar. Ich kann aber nur für uns sprechen. Wir sind als Spieler alle gleichwertig. Jeder akzeptiert das. Es zählt nur die Leistung. Egal, ob einer 17 oder 35 Jahre alt ist. Wir brauchen auch keinen Star, das würde gar nicht funktionieren.
Dabei hat es zu Beginn der Saison gar nicht gut ausgeschaut. Ihr Team ist mit drei Niederlagen in die Handball Liga Austria gestartet.
Richtig, aber wir haben nicht gleich die Nerven verloren. Wir haben uns intern zusammengesetzt. Wir haben alle gewusst, dass wir aus dieser Minikrise rauskommen. Und wenig später hat sich ja dann wirklich der Erfolg eingestellt. Damit ist auch das Selbstvertrauen gewachsen. Es ist im Spitzensport ja meistens nur eine Kopfsache.
Was ist für den HC Linz in dieser Saison möglich?
Ich hab’ mir die Auslosung angeschaut. Wir beginnen das Meister-Play-off am 11. Februar zu Hause gegen Margareten. Dann geht’s gegen Innsbruck. Wenn wir diese beiden Spiele gewinnen, ist die Ausgangslage sehr gut. Wir haben viel Selbstvertrauen, wir können jeden Gegner schlagen.
Träumt Handball-Linz insgeheim schon vom Meistertitel?
Nein, wir schauen nur von Spiel zu Spiel. Wir haben im Herbst einige Partien nur knapp gewonnen, da war auch Glück dabei. So ehrlich muss man sein. Und das Blatt kann sich rasch wenden. Unser Ziel ist das Halbfinale. Sind wir erst einmal dort, ist viel möglich.
Sie haben im Herbst 87 Tore erzielt, sind damit in Linz der Scharfschütze vom Dienst. Macht Sie das stolz?
Wichtig ist einzig und allein der Erfolg der Mannschaft. Ich kann mich nicht daran erinnern, im Grunddurchgang jemals so viele Tore erzielt zu haben. Bei mir passt privat und beruflich alles, das spielt ganz sicher mit.
Sie haben seit November einen Fulltimejob bei der Linz AG, am Abend geht’s ins Training. Die Belastung ist riesig, oder?
Ja, ich habe vorher nur halbtags gearbeitet. Das spürt man natürlich. Es war sowohl körperlich als auch psychisch eine gewaltige Umstellung. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ich brauche das tägliche Training. Da kann ich mich so richtig austoben und dem Alltag davonlaufen.
Sie bringen in der Meisterschaft Woche für Woche konstant gute Leistungen. Warum sind Sie eigentlich nicht im Nationalteam dabei?
Gute Frage! Die kann aber nur der Teamchef beantworten. Es gibt halt noch andere gute rechte Aufbauspieler. Den Max Hermann zum Beispiel, der hat viel Potenzial. Klar würde es mich freuen, wenn ich wieder einmal dabei wäre. Es wäre eine Anerkennung meiner Leistung. Ich muss aber auch sagen, dass das Nationalteam für mich jetzt nicht mehr vorrangig ist.
Welchen Anteil hat Trainer Nermin Adzamija am Erfolg des HC Linz?
Einen großen. Er kennt viele Spieler seit sie 16, 17 Jahre alt sind. Er weiß, wie wir ticken. Und wir wissen, was in ihm vorgeht. Genau so einen Trainer brauchen wir. Das Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft klappt hervorragend.
Bleibt Ihnen neben dem Handball noch Zeit für weitere Hobbys?
Eigentlich nicht. Wenn allerdings einmal etwas länger trainingsfrei ist, spiele ich gerne Fußball oder Tennis. Ich muss Sport machen, nur so fühle ich mich wohl.
Sie sind im besten Handballalter. Denken Sie nicht über einen Vereinswechsel nach?
Nein, ich habe meinen Vertrag mit dem HC Linz bis 2015 verlängert. Ein Wechsel ist kein Thema, ich gehe nicht weg. Ich will auch meinen Job bei der Linz AG nicht aufgeben.
Trainer Nermin Adzamija: „Wir trinken kein Zauberwasser“
Mit extrem bescheidenen finanziellen Mitteln hält der HC Linz erstaunlich gut in der Handball Liga Austria mit – und das schon seit Jahren. Das Budget für eine Saison beträgt gerade einmal 350.000 Euro und ist damit das kleinste aller Vereine der höchsten Spielklasse.
Nach dem Grunddurchgang der laufenden Meisterschaft liegt die Mannschaft von Trainer Nermin Adzamija auf dem zweiten Tabellenplatz, punktegleich hinter Krems. Seit 9. Jänner bereiten sich Lehner, Schneider, Reichl & Co. intensiv auf das Meister-Play-off vor, das für die Linzer am 11. Februar mit dem Heimspiel gegen Margareten beginnt (SHS Kleinmünchen, 19 Uhr). „Wir wollen in der entscheidenden Phase der Meisterschaft das Maximum aus den Spielern herausholen“, sagt Adzamija. Nicht dabei in der ersten Trainingswoche war Alex Hermann, der mit dem Nationalteam in der WM-Qualifikation engagiert war. Was für den HC Linz heuer drinnen ist? Adzamija: „Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, traue ich meinen Spielern viel zu, auf jeden Fall das Halbfinale.“
Es mache riesig Spaß, hier zu arbeiten. „Weil alle mit Leidenschaft dabei sind, vom Vorstand bis zu den Therapeuten.“ Die harte Arbeit mache sich bezahlt. „Wir trinken ganz sicher kein Zauberwasser“, sagt der Coach, der viel Lob für seine Mannschaft übrig hat. „Egal, ob ein Schneider, ein Lehner oder die Papsch-Brüder: Sie alle arbeiten voll und bringen trotzdem im Handball eine Topleistung. Das ist bewundernswert.“
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