Historische Eisenbahnbrücke bestand den Härtetest im Labor

Historische Eisenbahnbrücke bestand den Härtetest im Labor
Anhänger der vom Abriss bedrohten Spannbrücke ließen Stahlproben im Labor untersuchen.

Seit mehr als 112 Jahren prägt die Eisenbahnbrücke das Stadtbild von Linz. Die grün bemalte Stahl-Konstruktion ist eine der wenigen erhalten gebliebenen Fachwerk-Spannbrücken im Donauraum. Experten wie der Linzer Brückenbauer Erhard Kargel stufen sie als wertvolles Ingenieurs- und Kulturdenkmal ein. „Bemerkenswert ist, dass die Gitterträger praktisch in jeder Form in die Landschaft passen, da sie den Raum nicht zerstören, sondern ihm eher Tiefe geben“, schwärmt „Architekturpapst“ Friedrich Achleitner.

Historische Eisenbahnbrücke bestand den Härtetest im Labor
Das historische Bauwerk ist in den vergangenen Jahren jedoch in Mitleidenschaft gezogen worden. Laut einer Diagnose des Wiener Uni-Professors Josef Fink soll etwa die Hälfte der Substanz derart stark davon befallen sein, dass die Schäden irreparabel seien. In seinem im Mai 2012 – im Auftrag der Stadt – erstellten Gutachten empfiehlt er dem Eigentümer ÖBB an gleicher Stelle eine neue Donauquerung zu errichten. Die Linzer SPÖ stellte sich massiv hinter diese Idee, mit der sich auch FPÖ und Grüne immer mehr anzufreunden scheinen.

BürgerinitiativeIn

Teilen der Bevölkerung regt sich aber zunehmend Widerstand gegen einen möglichen Abriss der ältesten Linzer Brücke. Der Verein „Rettet die Eisenbahnbrücke“ wurde ins Leben gerufen – mehr als 5000 Personen unterstützen ihn bereits.
Am Mittwoch präsentierte der Verein Untersuchungen, die der Werkstofftechniker und Schweißingenieur Christian Hajicek in seinem Laboratorium an von Rost befallenen und ausgewechselten Brückenteilen durchführte. „Wir haben mechanische, chemische und metallographische Analysen gemacht“, sagt Hajicek. Ergebnis: Die Festigkeit der Teile sei selbst unter extremer Belastung groß. „Das Innenleben ist erstaunlich gut.“

Die Zugfestigkeiten (330 bis 440 Megapascal) entsprechen heute noch Normen, wie sie bei Werkstoffen zur Zeit um 1900 vorgeschrieben waren. Überraschend positiv seien auch Schweißversuche mit diesen Materialien ausgefallen. „Es wäre daher problemlos möglich, beschädigte Teile abzutrennen und neue anzuschweißen.“ Vereinsobmann Volker Raus wittert nun realistische Chancen, die Brücke doch noch zu sanieren: „Wenn Elemente angeschweißt werden können, kostet das nur einen Bruchteil der prognostizierten 40 Millionen.“

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