Hinzenbacher Wintermärchen
Die weltbesten Skispringerinnen gastieren dieses Wochenende in Hinzenbach, angeführt von einem starken österreichischen Team. Es hat neun der bisher zwölf Weltcup-Bewerbe gewonnen. Die 22-jährige Chiara Hölzl aus Schwarzach im Pongau kam als Gesamtführende in das Hausruckviertel und möchte klarerweise das Gelbe Trikot verteidigen. Die Oberösterreicherin Jacqueline Seifriedsberger (SC Waldzell) wiederum will auf der Heimschanze endlich wieder einmal unter den Top Ten landen.
Schneedepot
Bis zuletzt mussten die Verantwortlichen des UVB Hinzenbach um die Veranstaltung bangen. Alles war angerichtet, doch dann spielte das Wetter endgültig verrückt. „Wir hatten die Schanze in einem perfekten Zustand“, sagt Franz Starzer: „Zum Glück haben wir ein Depot angelegt, davon leben wir.“
30 Mann im Dauereinsatz
Starzer, pensionierter Kfz-Mechanikermeister, ist der Schneemann von Hinzenbach. Die Produktion auf Vorrat läuft an, sobald es dazu kalt genug ist, also meistens in der Nacht. Starzer kann alles daheim am PC kontrollieren, alle eineinhalb bis zwei Stunden muss er jedoch vor Ort nachschauen. Die Schneekanonen können vereisen oder müssen nachjustiert werden, wenn sich der Wind dreht. „In meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf“, sagt der 67-Jährige und schmunzelt. 30 und mehr Personen waren im Dauereinsatz, um einen neuen weißen Teppich über den Aufsprunghang zu verlegen. Rund 2.000 Kubikmeter Kunstschnee – 50 Lkw-Ladungen – wurden herbeigeschafft. Mitte der Woche, als die Temperaturen sanken, war das Weltcup-Doppel gesichert.
Neu: Rollerstrecke
Dass es heuer nicht und nicht Winter werden will, sei nicht das Problem, sagt Vereinspräsident Bernhard Zauner. „Wärme, Sturm und Regen sind das Ärgste. Das frisst den Schnee weg.“ Den zusätzlichen Aufwand sieht Zauner relativ: „In höheren Regionen haben sie viel mehr Arbeit, weil sie den Schnee herausräumen müssen.“ Eine Sprungschanze verträgt nur eine limitierte Schneeschicht, da sonst die Flugkurve nicht mehr stimmt. Zuviel Schnee gibt es Eferdinger Becken kaum einmal. „Nicht so direkt“, beantwortet Starzer die Frage, ob es Kritik gebe, wenn in Zeiten der Klimakrise dem Winter mit viel Energieaufwand nachgeholfen wird. „Ohne Kunstschnee ginge gar nichts mehr.“
Ökonomische Argumente
Und wenn es ökologisch bedenklich wird, müssen eben ökonomische Argumente herhalten. „Internationale Veranstaltungen wie diese sind die beste Visitenkarte für unser Bundesland“, sagt Sport- und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP). Im Herbst, spätestens im Frühjahr 2021 soll zur Sprunganlage eine zwei Kilometer lange Rollerstrecke kommen, damit auch die Kombinierer optimale Bedingungen vorfinden. Zweifel, ob ein solches nordisches Zentrum auf 270 Metern Seehöhe sinnvoll ist, gibt es nicht. Der Betrieb spiele sich überwiegend außerhalb des Winters ab, wird entgegnet. Ab Mai wird auf der Mattenschanze trainiert. Auch soll die neue Strecke nicht künstlich beschneit werden. Dazu gibt es das ja das Schneedepot. Jetzt hoffen die Veranstalter darauf, dass die erfolgreichen Österreicherinnen viele Zuschauer anlocken. „5000 an den beiden Tagen wären super“, sagt Zauner.
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