Heute schon ein Leben gerettet?

Beatmung wird an einer Puppe geübt
Jeder ist verpflichtet, in einer Notlage Erste Hilfe zu leisten. Dazu braucht es Wissen und Übung.

Sie kennen es bestimmt, dieses Gefühl der Unsicherheit. Vielen Menschen, die an einem Unfallort vorbeikommen, geht es ähnlich: Sie hoffen, dass schon jemand Hilfe geleistet oder zumindest geholt hat. Sie hoffen, dass sie nicht aus dem Auto aussteigen und anpacken müssen.

Es ist (wieder) Zeit

Dieses Gefühl signalisiert ganz konkret: Es ist (wieder) an der Zeit für einen Erste-Hilfe-Kurs, vielleicht zum ersten Mal, vielleicht als Auffrischung, vielleicht mit dem Schwerpunkt auf Babys und Kindern. Die Angebote des Roten Kreuzes in OÖ (RK OÖ) sind zeitlich variabel (siehe Artikel rechts) und leistbar.

"Grundsätzlich ist jeder Staatsbürger verpflichtet, einer Person in Not zu helfen – im Rahmen seiner Möglichkeiten", erklärt Gerhard Lindner, Leiter der Bildungsakademie des RK OÖ.

Laut Gesetz gibt es drei Personengruppen, die verpflichtend Erste-Hilfe-Kurse absolvieren müssen: betriebliche Ersthelfer, Führerschein-Anwärter und Menschen, die mit Chemikalien zu tun haben, wie etwa Chemie-Lehrer oder Bauern.

Alle anderen sind selbst dafür verantwortlich, sich Wissen und Übung anzueignen: "Den Menschen muss einfach bewusst werden, dass sie einen Erste-Hilfe-Kurs für ihre Familie, ihre Freunde, für Vereinsmitglieder und Verwandten machen. Denn ein Notfall kann jederzeit immer und überall auftreten. Und die ersten Minuten sind entscheidend", weiß Lindner, der selbst jahrelang hauptberuflich im Rettungsdienst aktiv war.

Unbedingt handeln

"In einer Notsituation ist es wichtig, überhaupt in irgendeiner Form zu handeln. Viele Menschen haben Angst, dabei etwas falsch zu machen. Dabei gibt es in diesen Momenten keine falschen Aktionen", versichert Gerhard Lindner. Wer Bescheid weiß über lebensrettende Maßnahmen geht aber sicher in diese Extremsituation und muss sich in diesen entscheidenden ersten Minuten nicht auf andere verlassen.

Was übrigens sowieso selten funktioniert, wie der so genannte Bystander-Effekt verdeutlicht: Es wurde nämlich wissenschaftlich bewiesen, dass bei jedem Notfall die Wahrscheinlichkeit, dass einem geholfen wird, mit steigender Anzahl der Umstehenden abnimmt. Konkret: Je mehr Menschen rundum, desto weniger Hilfe.

Das Rote Kreuz empfiehlt Privatpersonen alle fünf Jahre an einem Kurs teilzunehmen, weil es immer neue Erkenntnisse gibt. Als Beispiel: War es früher Usus Brandwunden mit eiskaltem Wasser zu spülen, wird heute handwarmes Wasser empfohlen, um Unterkühlung zu vermeiden und die Wundheilung anzukurbeln.

Um mit den Worten von "McDreamy" Derek Shepherd aus der Ärzte-Serie "Grey’s Anatomy" abzuschließen: "Heute ist ein guter Tag, um Leben zu retten."

Das Rote Kreuz hat ein großes Repertoire an Kursen. Auf www.roteskreuz.at/oberoesterreich/ kann man gezielt nach Kursart und Wohnort suchen und sich auch gleich online für einen Kurs anmelden. Hier gibt’s einen Überblick über die beliebtesten Kursangebote.

Grundkurs: Dauert 16 Stunden und kostet 60 €. Dieser Kurs gilt auch als Nachweis für den Führerschein und für die Ausbildung für betriebliche Ersthelfer. Inhalte sind unter anderem Unfallverhütung, Grundlagen der Ersten Hilfe (Rettungskette, Notruf, Lagerungen), regloser Notfallpatient (stabile Seitenlage, Wiederbelebung) oder akute Notfälle.

Auffrischung: Dauer: 8 Stunden, Kosten: 50 €.

Führerscheinkurs: im gesetzlich erforderlichen Mindestmaß von 6 Stunden kostet der Kurs 60 €.

Kindernotfallkurs: Wie hilft man bei Unfällen oder plötzlichen Erkrankungen im Säuglings- und Kindesalter? Sechs Stunden um 40 €.

Outdoorkurs: Eine Stunde Theorie im Saal, danach sieben Stunden Praxis in der Natur. Lernen an realitätsnahem Situationen wie etwa Kletter- oder Mountainbikeunfällen. Acht Stunden um 80 €.

Für Menschen mit Beeinträchtigung: Ein Kurs für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, etwa mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Unterricht von speziell geschulten Ausbildnern. 16 Stunden kosten 45 €.

Kommentare