Helnwein in Gmunden

Helnwein in Gmunden
Nachdem Anfang des Jahres bereits großformatige Bilder von Gottfried Helnwein auf Fassaden in der Gmundner Innenstadt zu sehen waren, folgt über den Sommer eine Ausstellung im Kammerhofmuseum (K-Hof) und der Bürgerspitalkirche der Traunsee-Stadt.

Die vom Künstler selbst kuratierte Werkschau im Rahmen der Salzkammergut Festwochen Gmunden trägt den Titel „Atemlos“ und zeigt auch das „Ostertuch“, das heuer im Stephansdom hätte hängen sollen.

Auch das Ostertuch ist zu sehen

Zu sehen sind bis 28. Juli großformatige fotorealistische Gemälde aus privaten Sammlungen, u.a. mehrere Bilder von Kindern aus der Serie „The Desasters of War“, das „American Prayer“ zu Donald Duck oder „Red Gun 1“, ein Riesenformat, das eine verrostete Pistole zeigt, die in die Höhe zielt. Ebenfalls ausgestellt sind großformatige Fotografien. In der angeschlossenen Bürgerspitalkirche ist jenes „Ostertuch“ eines Kindes mit den Wundmalen Christi zu sehen, das eigentlich heuer im Stephansdom hängen hätte sollen. Die Aktion war nach einer abschlägigen Entscheidung des Domkapitels abgesagt worden.

Heftige Diskussionen Anfang des Jahres

In Gmunden haben Helnweins Installationen, die Anfang des Jahres im öffentlichen Raum zu sehen waren, ebenfalls polarisiert - ein durchaus auch für aktuelle Schau beabsichtigter Effekt. „Wir laden mit all unseren künstlerischen Veranstaltungen zum Dialog ein und wollen Kunst in den Mittelpunkt stellen“, sagt Johanna Mitterbauer, kaufmännische Geschäftsführerin der Festwochen. Der Künstler selbst ist „sehr zufrieden mit der Rolle des Störenfrieds“. Kunst sei schließlich ein Dialog mit dem Publikum, „50 Prozent ist der Künstler, 50 Prozent der Betrachter und durch die Interaktion entsteht Kunst“.

Thema Gewalt

„Ich habe mich geradezu obsessiv mit dem Thema Gewalt beschäftigt“, schildert er die Inspiration seiner Arbeit, angefangen habe das mit dem kollektiven Schweigen nach der NS-Zeit, später habe er sich auch mit dem Vietnamkrieg, dem Irakkrieg oder diversen Folterregimen auseinandergesetzt, das Thema blieb bis in die heutige Zeit präsent.

„Die Gewalt gegen Frauen und Kinder ist außer Kontrolle. Man hat sich daran gewöhnt“, er sei lediglich der „Überbringer der Botschaft“, hält er Kritikern entgegen. Gute Kunst sei zur Zeit ihrer Entstehung immer bekämpft worden. Erst später schlage das in Verehrung um „und man baut ein Museum“ - Nachsatz: „Ich bin noch in der Phase, in der ich bekämpft werde.“

Es geht um die Würde des Menschen

Dass seine Bilder für Gewaltopfer retraumatisierend wirken könnten, lässt er nicht gelten. Das würde stets von Experten vorgebracht, die Opfer würden das anders sehen, zeige seine Erfahrung. So berichtet er etwa von Gewaltopfern, die sich nach seinen Ausstellungen doch mit den verdrängten Geschehnissen beschäftigen wollten. Und er betont: „Die Kinder auf meinen Bildern sind nie gebrochen“, es gehe ihm immer um die „Würde des Menschen“.

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