Beerig, beerig! Gesunde Wunderwuzzis
Die Natur und das eigene Land beobachten. Pflanzen, die ein gewisses Stresslevel ertragen müssen und Nützlinge, die effektiv auf den Kreislauf einwirken. Wenn Jakob Schmied seinen Zugang zur Landwirtschaft erklärt, merkt man, dass er sich viele Gedanken gemacht hat. Mit seinen 22 Hektar Permakultur an der Linzer Stadtgrenze verwirklicht er unter dem Namen „Beerenberg“ ein einzigartiges Projekt in Österreich.
Balance & Vielfalt
Vor acht Jahren kauften Jakob Schmied und sein Vater Klaus die Landwirtschaft, seitdem arbeiten beide daran, einen „Ort der Balance und Vielfalt zu schaffen. Ich wollte nie nur Heidelbeer- oder Walnussbauer sein. Das ist mir viel zu langweilig. Deswegen haben wir, abgesehen von den zehn Sorten Heidelbeeren, viele Apfelsorten, 40 Gemüsesorten, 50 Waldschafe, Gänse, Sachsenenten, Hühner, Puten und Kunekune-Schweine“, erzählt der 34-Jährige.
„Wir bieten die Möglichkeit zum Selberpflücken an, weil wir wollen, dass Kinder sehen, wie und wo die Heidelbeeren wachsen. Sie sollen sehen, dass sie nicht in einem Topf wachsen.“
Seit dieser Woche wird wieder gepflückt, die Naschkarte kostet 2 Euro, das Kilo 13 Euro. Wer nicht selber mag, schaut im Hofladen vorbei. Zusätzlich beliefern die Schmieds die heimische Top-Gastronomie wie etwa das Steirereck, die Verdi-Diele, das Rossbarth und andere.
Die zehn verschiedenen Sorten unterscheiden sich in Geschmack, Optik, Textur und Farbe voneinander. Viele der Pflanzen wachsen seit 55 Jahren an derselben Stelle: „Es war gar nicht einfach, ein etabliertes System zu übernehmen. Aber seit sieben Jahren kommen wir komplett ohne chemische Dünge- und Spritzmittel aus, sondern wir profitieren von einem stabilen Ökosystem“, erklärt Schmied, der eigentlich Sportmanagement studiert hat.
Seit 25 bis 30 Jahren kommen jedes Jahr Erntehelferinnen und -helfer aus der Ukraine, „die gehören mittlerweile zum Betrieb, zur Familie. Zum Glück sind auch heuer wieder alle da.“ Vater und Sohn waren landwirtschaftliche Quereinsteiger: „Wir sind Enthusiasten, aber wir sind unendlich naiv an dieses Projekt herangegangen. Wir mussten und durften sehr viele Erfahrungen sammeln. Wir konnten ja auch nicht hineinwachsen in die Aufgabe, sondern haben einen etablierten Betrieb übernommen, da waren sehr viele Sieben-Tage-Wochen an Arbeit dabei“, sagt Jakob Schmied.
Was möglich ist
Jeden Tag gibt es auf dem Hof und den Grünflächen Neues zu entdecken: „Diese Vielfalt, diese Überraschungen taugen mir sehr. Ich will hier an diesem Ort zeigen, was in der Landwirtschaft alles möglich sein kann, was alles geht. Natürlich muss sich auch ökonomisch alles ausgehen.“ Jakob Schmied mag seine Heidelbeeren am liebsten direkt frisch vom Strauch, als Eis oder im Streuselkuchen, und: „Wir haben der Beere viel zu verdanken. Aber das Spannende für mich ist, Landwirtschaft so breit wie möglich aufzustellen.“
"Derzeit gutes Wetter für Heidelbeeren"
Seewalchen. Seit gestern ist der Heidelbeergarten der Familie Lohninger in Seewalchen am Attersee wieder geöffnet. Es gibt die Möglichkeit zum Selberpflücken oder einfach zum Abholen der bereits geernteten Früchte.
Gerhard Lohningers Vater begann 1995 mit der Kultivierung der Pflanzen, seitdem ist der Hof kontinuierlich gewachsen und wird als konventioneller Betrieb geführt. „Derzeit haben wir ein gutes Wachswetter für die Heidelbeeren. Sie sind schon sehr groß und knackig“, sagt Gerhard Lohninger. 12 Hektar Fläche werden bewirtschaftet, der Großteil der Ernte geht in den Direktverkauf, zu Großhändlern oder zu Gastrobetrieben in der Region.
Erntepersonal hat Lohninger derzeit zum Glück genug, „zum einen Stammpersonal, zum anderen haben wir auch ukrainische Flüchtlinge, die bei uns im Ort leben und jetzt mithelfen.“
Ins Müsli, zu den Pancakes oder pikant
Die einen essen sie am liebsten frisch direkt vom Strauch, andere lassen eingefrorene Heidelbeeren kurz antauen und naschen sie quasi als gesunde Eisalternative. Der Fantasie sind in der Verarbeitung der geschmacklich sehr intensiven Beeren keine Grenzen gesetzt.
Wer in der Früh gerne ein Jogurt oder Müsli isst, verfeinert das Ganze einfach mit einer Handvoll Heidelbeeren. Wenn die Pfanne heiß wird und Pancakes- und Palatschinken-Zeit ist, fügen sich die säuerlich-süßen Heidelbeeren perfekt ins Geschmacksgeschehen ein. Entweder sie werden direkt in den Teig eingearbeitet oder zum Schluss drübergestreut – auch ein optisch ein Genuss.
Wer experimentell unterwegs ist, verkocht Heidelbeeren in pikanten Saucen, brät sie gemeinsam mit Fleisch an oder garniert zum Beispiel seinen Salat damit. Käse und Beeren sind ebenso ein geniales Duo.
Klein, aber oho gegen hohen Blutdruck
Heidelbeeren sind nicht nur geschmacklich intensiv, sondern auch reich an guten Inhaltsstoffen.
Sie enthalten 45 Kilokalorien pro 100 Gramm, dafür aber viel Vitamin C, Kalium, Zink, Folsäure, Eisen sowie Gerb- und Pflanzenfarbstoffe (Polyphenole). Diese Polyphenole können Zellen erneuern, das Immunsystem stärken und Entzündungen hemmen. Die blauen Farbstoffe in der Heidelbeere (Anthozyane) können ebenfalls Entzündungen bekämpfen.
Eine Studie von Forschern des Kings College in London aus 2019 weist darauf hin, dass der Verzehr von Heidelbeeren den Blutdruck senken kann. Auch auf die Funktion der Blutgefäße wirkte sich der Heidelbeersaft, der in der Studie verwendet wurde, positiv aus.
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