„Hanni“: Frauenschicksal und Geschichte einer Zeitzeugin

Hanni Rittenschober mit der Schauspielerin Maxi Blaha
Uraufführung: Autor Franzobel bringt das Leben der 99-jährigen Hanni Rittenschober auf die Bühne des Brucknerhauses.

„Diese Lebensgeschichte zeigt die vergangenen hundert Jahre aus der Perspektive ganz einfacher Leute. Leute, die in der offiziellen Geschichtsschreibung nicht vorkommen, denen die großen Ereignisse der Weltgeschichte immer wieder das Leben umkrempeln, Leute, die kämpfen müssen, um durchzuhalten, damit sie nicht untergehen. Weil sie dauernd das zu spüren bekommen, was die Mächtigen beschließen.“ So bringt der oberösterreichische Erfolgsautor Franzobel seine Motivation für das Stück „Hanni“ auf den Punkt. Die bekannte Schauspielerin Maxi Blaha spielt und singt die Rolle der Hanni, die Musik dazu kommt vom Linzer Komponisten Gerald Resch.

Bittere Armut

Der Monolog mit Musik feiert am 10. 3. im Linzer Brucknerhaus Uraufführung. Dieser Tag ist gleichzeitig der 99. Geburtstag von Hanni Rittenschober, die in einem oö. Seniorenheim lebt. Als einfache Magd, Tochter eines Knechts, kannte sie von klein auf nur bitterste Armut. Mit ihrem Vater wurde sie gezwungen, beim Bau der Baracken für das Konzentrationslager Gusen mitzuarbeiten, später wurde sie Zeugin der „Mühlviertler Hasenjagd“ – und hat das Unrecht nicht nur erkannt, sondern den Opfern, wo es möglich war, auch geholfen. Ihr Mann kehrte 1947 traumatisiert aus der Kriegsgefangenschaft zurück, vertrank und verspielte alles, sodass Hanni Rittenschober ihre sechs Kinder alleine durchbringen musste.

„Hanni“: Frauenschicksal und Geschichte einer Zeitzeugin

Autor Franzobel bringt ein Frauenschicksal auf die Bühne

Von der Schauspielerin Maxi Blaha stammt die Idee, in die Rolle der Hanni zu schlüpfen. Nach Persönlichkeiten wie Bertha von Suttner, Ingeborg Bachmann und Emilie Flöge verwandelt sich Blaha, die von 2000 bis 2011 durchgehend als Schauspielerin in Linz war, in die Titelfigur und erklärt: „Ich finde, dass gerade Frauen wie Hanni, die immer im Hintergrund leben, so viele politische Systeme und private Katastrophen er- und überlebt haben, es verdienen, in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Hanni Rittenschober verkörpert für mich 100 Jahre Frau-Sein in Österreich.“

www.brucknerhaus.at

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