Hähne überleben, wenn Kunden mehr zahlen
Tierschützer sprechen von einer Tragödie, die gerade zu Ostern brisant ist: 9,5 Millionen männliche Hühnerküken wurden im Vorjahr in Österreich getötet. Für die Brüder der Legehennen gibt es in der industrialisierten Landwirtschaft keine Verwendung: Hähne können keine Eier legen, für die Fleischproduktion sind sie nicht geeignet, weil sie zu langsam wachsen und zu wenig Fleisch ansetzen, dass sich Mast rentieren würde. In Deutschland – dort werden jährlich 40 Millionen Hähne kurz nach dem Schlüpfen vernichtet – will die Politik das massenhafte Töten der männlichen Küken bis 2017 beenden.
Die eigentliche Macht liegt beim Konsumenten. Bereits jetzt bieten Supermarktketten Eier zu einem höheren Preis an, die aus Betrieben stammen, wo die männlichen Küken nicht umgebracht werden. Aus wirtschaftlicher Sicht eignen sich nur so genannte Zweinutzungshühner, die sowohl zur Fleisch- als auch zur Eierproduktion verwendet werden können. Dafür müssen Rassen gekreuzt werden, denn bisher gab es in der Züchtung nur zwei Richtungen: maximalen Mast- oder Legeertrag.
Auch in Schlierbach im Bezirk Kirchdorf will die Geflügel GmbH bis 2016 vollständig auf Zweinützungshühner umstellen. Zwar zeigte sich bei einem Pilotversuch, dass die gemästeten Junghähne im Schlachtalter von neun Wochen zwar deutlich weniger Gewicht auf die Waage brachten als ihre Artgenossen aus reinen Mastrassen. Dennoch will das Unternehmen in Zukunft sowohl Hennen als auch Hähne großziehen. Die Verluste aus weniger Fleisch sollen durch etwas höhere Preise für Eier ausgeglichen werden.
"Im Bio-Bereich sollte es schon bald eine vollständige Umstellung auf Zweinutzungshühner geben", sagt Oberösterreich Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne). Agrarminister Andrä Rupprechter (ÖVP) müsse sich auch im konventionellen Landwirtschaft für einen Umstieg stark machen.
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