Grüner erstellt Integrationskonzept für blau-schwarze Stadtkoalition
1296 Kinder besuchen aktuell in Wels einen städtischen Kindergarten. 68 Prozent von ihnen (868) sprechen Deutsch nur als Zweitsprache. Untersuchungen ergaben, dass immerhin 59 Prozent der Kindergartenkinder sprachliche Defizite aufweisen. "Das ist alarmierend", betont die für Kindergärten zuständige FPÖ-Stadträtin Margarete Josseck-Herdt.
Die Erhebungen hätten auch gezeigt, dass der Sprachförder-Bedarf bei Kindern mit türkischer (93 Prozent) und albanischer (86 Prozent) Muttersprache deutlich höher sei als etwa bei den kroatischen Kindern (50 Prozent). "Wir würden natürlich gern wissen, was die Gründe dafür sind und wie wir effektiv gegensteuern können", sagt Josseck-Herdt.
Pilotprojekt
Der Welser Stadtsenat sprach sich bei seiner Sitzung am Donnerstag nun mehrheitlich dafür aus (FPÖ und ÖVP stimmten zu, die SPÖ enthielt sich der Stimme, Anm,), die Agentur des ehemaligen grünen Bundesrates Efgani Dönmez (diekonfliktberater.at) mit einer Integrationsstudie zu beauftragen. Bis Sommer soll Dönmez für die Stadt ein Konzept für die Sprachförderung von Kindergartenkindern mit türkischen Wurzeln ausarbeiten. "Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das auch auf andere Migrantengruppen mit Sprachdefiziten ausgeweitet werden kann", erklärt Josseck-Herdt.
Ziel sei, dass die betroffenen Kinder später nicht als außerordentliche Schüler in der ersten Volksschulklasse geführt werden müssen. "Unsere Absichten sind völlig wertfrei und haben mit Parteipolitik nichts zu tun. Wir wollen auch niemanden vorführen, sondern den Kindern und deren Eltern Hilfestellungen anbieten, damit sie sich besser integrieren können", sagt die Stadträtin.
SPÖ ist skeptisch
Dönmez freut sich auf die Aufgabe. Er glaubt, dafür auch der richtige Mann zu sein: "Ich hab’ ein Studium für Sozialarbeit, in meiner Diplomarbeit hab ich mich mit der Migrationsproblematik im Welser Wohnbereich befasst, ich war Politiker und ich bin in der Türkei geboren."
Mit Befragungen von Eltern, Kindern und Pädagogen will er sich an die Ursachen der Sprachdefizite türkischstämmiger Kinder herantasten: "Mir geht es vor allem darum, auch die Erziehungsberechtigten mit ins Boot zu holen. Es ist wichtig, dass sie erkennen, dass die Vermittlung von Bildung nicht allein Aufgabe der Pädagogen sein kann, sondern sie auch große Verantwortung tragen." Dönmez geht es darum, türkische Eltern zu aktivieren und ihnen den Stellenwert des Lernens zu verdeutlichen.
SPÖ-Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, dessen Fraktion nicht für Dönmez gestimmt hat, ist skeptisch: "Ich weiß nicht, ob er die Kompetenz dafür hat. Uns sind bisher keine Referenz-Projekte vorgelegt worden."
Kommentare