Überraschende Pension
Doch der Verein ist ebenfalls eine Baustelle. Zur allgemeinen Überraschung hat Reiter vor Kurzem angekündigt, in Pension zu gehen. Der Innviertler hatte vor drei Jahren angeheuert, da war der Klub in extremer Schieflage – wirtschaftlich, organisatorisch, sportlich. Seit damals bilden Sargon Mikhaeel (40), Inhaber des Marketingunternehmens Artgroup, und Wellmann den Vereinsvorstand. Die Rundumsanierung sei abgeschlossen, begründet Reiter den Abgang zu seinem 62er. Außerdem seien 30 Jahre im Profifußball verzehrend und schlichtweg genug.
Spekulationen
Jetzt komme das private Leben. Es mögen „keine anderen Vermutungen über Hintergründe meiner Entscheidung“ angestellt werden, ersucht Reiter. Er kennt die Branche, und die kennt ihn. Und so wird eifrig gerätselt, warum einer wie er, der den Fußball liebe und lebe, sich in einer derart entscheidenden Phase in den Ruhestand verabschiede. Da müsse mehr dahinterstecken.
Wellmann wehrt alle Spekulationen ab. Neben den privaten Gründen sei es nur vernünftig, wenn die Bespielung des neuen Stadions jene ausarbeiten, die künftig dafür zuständig sein werden. In diesem Sinne sei der Wechsel seit Langem geplant und er bereits im August beim Sportwettenanbieter bet-at-home ausgeschieden, argumentiert Wellmann: „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Er habe sich dort im Management wohlgefühlt, wolle aber als glühender Blau-Weiß-Fan operativ etwas im Verein bewirken.
„Fußball-Laie“
Zweifellos bedeute der Umstieg „ein gewisses Wagnis“, weiß er. Jedoch stehe Reiter mit seiner Expertise weiterhin zur Verfügung. „Er lässt uns ja nicht allein mit seinen Fähigkeiten, die unbestritten sind. Ich kann ihn jederzeit anrufen und um Rat fragen.“
Wellmann, gebürtiger Linzer, wohnt mit seiner Familie – Ehefrau Regina, Sohn und Tochter – in Eggendorf im Traunkreis (Bez. Linz-Land). „Ich bin sehr an Fußball interessiert, aber eher Laie“, räumt er ein. Als Aktiver sei er leider über den „schlechten Hobbybereich“ nicht hinausgekommen.
Die laufende Saison ist laut dem Geschäftsführer in spe ausfinanziert. Für die erste Liga müsste das aktuelle Drei-Millionen-Budget in etwa verdoppelt werden. Das sei nicht zuletzt dank der Möglichkeiten, die das neue Stadion bieten werde, möglich. Klappe es diesmal mit der Bundesliga nicht, sollte es im Jahr darauf so weit sein. „Unser Plan besagt, dass wir bis 2024 aufsteigen wollen. Wenn es früher passiert, wird man nicht Nein sagen“, sagt Wellmann. „Das ist das Schöne am Fußball, dass so etwas nicht planbar ist.“
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