Google-Mania
Kronstorf boomt. Fünf größere Wohnprojekte sind im Laufen. Billa eröffnete schon 2010 eine neue Filiale, die zu den modernsten in ganz Österreich zählt. Mit Zielpunkt siedelte sich nun ein zweiter Nahversorger direkt im Zentrum an. Außerdem sperrte Anfang September ein Gesundheitshaus auf.
Und auch im Café schräg gegenüber des Gemeindeamtes herrscht seit August wieder reger Betrieb, nachdem es zuvor ein halbes Jahr geschlossen war. "Wir sind hier alle irgendwie im Google-Fieber", sagt Ingrid Tagwerker, die neue Pächterin des Kaffeehauses.
Passend dazu bietet sie ihren Gästen als Mehlspeise einen "Gooogle-Tupf" an. "Ich schreib' das absichtlich mit drei O. Damit ich keine rechtlichen Probleme bekomme." Auch Mario Wanda, Leiter des Billa-Geschäfts, ist von diesem "Virus"angesteckt worden: "Wir freuen uns schon riesig auf die Google-Mitarbeiter."
Ein Ort im Ausnahmezustand. Seit im Jahr 2008 erstmals bekannt wurde, dass der weltweit bekannte Internet-Riese in der 3157 Einwohner zählenden Gemeinde im Bezirk Linz-Land ein Rechenzentrum bauen will, ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Kein Datum
"Für uns ist es sehr positiv, dass sich Google bei uns ansiedeln will", sagt Bürgermeister Christian Kolarik nicht ohne Stolz. Wann endlich Baubeginn ist, weiß aber auch der Ortschef nicht. "Das ist einzig und allein die Entscheidung von Google."
Zugeknöpft gibt sich Kay Oberbeck, der Pressesprecher der Internet-Firma. "Wir haben noch keine detaillierte Planung und daher auch kein Datum für den Start."
Die ersten Anzeichen von Google sind allerdings bereits zu sehen. Wer im Auto auf der neuen Schnellstraße B309 von Enns Richtung Steyr unterwegs ist, erkennt links auf Höhe Kronstorf kleine Buchen, Fichten, Eichen und Linden. Insgesamt 13.000 Bäume wurden auf dem von Google gekauften 75 Hektar großen Gelände gepflanzt.
"Dem Konzern liegt die Umwelt wirklich sehr am Herzen", erklärt Bürgermeister Kolarik. Die Amerikaner hätten bei den Verhandlungen immer wieder betont, "gute Nachbarn" sein zu wollen. Gemäß dem inoffiziellen Firmenmotto: "Don't be evil!" ("Sei nicht böse!", Anmerkung der Redaktion)
30 Millionen Euro
Wie viel der US-Internet-Gigant für das Areal bezahlt hat? Kolarik: "Genaue Zahlen kennen nur die Grundeigentümer, aber ich schätze, dass es so um die 30 Millionen Euro waren."
Zwölf Länder seien für das Datenzentrum zur Auswahl gestanden. Google entschied sich schließlich für Österreich und Kronstorf - aber nicht wegen der schönen Lage. Entscheidender waren vielmehr die drei Glasfaserleitungen, die hier durchführen.
Und das nahe liehende Ennskraftwerk kann die nötigen Megawatt für das Rechenzentrum liefern, das so viel Strom verbrauchen wird wie ganz Kronstorf.
Der kleine Ort will auf jeden Fall bestens vorbereitet sein, wenn die Google-Leute in absehbarer Zeit tatsächlich Ernst machen und mit ihren Baggern anrücken. So werden jetzt im Kindergarten Englischkurse für die Kleinen angeboten.
Akzentfrei sprechen
Die in Hargelsberg lebende Kanadierin Cathy Milo-Hohenfels sorgt dafür, dass der Kronstorfer Nachwuchs akzentfrei Englisch lernt. "Wir wollen jetzt auch Native Speaker in der Volksschule einsetzen. Ich glaube, das ist der richtige Weg", sagt Kolarik, der mit 39 Jahren der jüngste Bürgermeister im Bezirk Linz-Land ist.
Die kleine Gemeinde Kronstorf, gut 30 Kilometer von Linz entfernt, boomt nicht nur, sondern hat auch seinen Bekanntheitsgrad rapide gesteigert.
Googelt man den Ort im Internet, findet man unglaubliche 1.010.000 Einträge. 123.000 davon stehen in Zusammenhang mit dem geplanten Zentrum des amerikanischen Internet-Unternehmens.
Erfolgsstory
Google ist eine Suchmaschine des gleichnamigen US-Unternehmens. Google ist nach wie vor Marktführer unter den Internet-Suchmaschinen. Vorläufer BackRub startete 1996, zwei Jahre später ging das Ganzer unter den Namen Google online. Durch den Erfolg der Suchmaschine in Kombination mit kontextsensitiver Werbung konnte der Konzern eine Reihe weiterer Software-Lösungen finanzieren, die über die Google-Seite zu erreichen sind. Die Suche ist nach wie vor das Kern-
Geschäftsfeld von Google.
Zeitweise verwendete sogar Konkurrent Yahoo gegen Bezahlung die Datenbanken von Google für die eigene Suche.
Kommentare