Gnadenhof-Prozess: "Nur eine Möglichkeit – Gut Aiderbichl"

Aiderbichl-Geschäftsführer Ehrengruber am Tierfriedhof in Maria Schmolln.
Putzfrau berichtete bei Prozessfortsetzung von despotischen Zuständen auf dem Anwesen in Maria Schmolln.

Kein besonders schmeichelhaftes Charakterbild zeichnete die Putzfrau des deutsch-kanadischen Tierfreundes Gerd Viebig am Dienstag von ihrem ehemaligen Auftraggeber bei der Einvernahme im Landesgericht Ried. Der auf drei Tage anberaumte Betrugsprozess rund um ein Innviertler Geschwisterpaar (51 und 54 Jahre) wurde mit der Befragung mehrerer Zeugen aus dem Umfeld des Gnadenhofs in Maria Schmolln fortgesetzt.

Margarethe K. beschrieb den 2011 verstorbenen Millionär als launischen Despoten, dem immer wieder das Personal davongelaufen sei. "Irgendwann hat jeder das Weite gesucht, das hat keiner ausgehalten – einen Pfleger hat er sogar mit einem Stock geschlagen", behauptete die 62-Jährige.

Viebig, der den Hof 2010 der Stiftung Aiderbichl übereignet hatte und für dessen Erhalt vier Millionen Euro zur Verfügung stellte, sei mit den Arbeitern schlecht umgegangen. Er habe sie angeschrien und willkürlich herumkommandiert. "Er hat sehr ausfällig werden können."

Über den Angeklagten Günther S., der auf dem Gnadenhof als Verwalter eingesetzt war, soll V. einmal gesagt haben: "Dieses Schwein brauch ich gar nicht anrufen." Wenige Monate vorher soll er ihn noch als seinen besten Freund bezeichnet haben. Das Verhältnis der beiden habe sich bis zu Viebigs Tod nicht mehr gebessert. S. soll den betagten Pensionisten dazu gedrängt haben, seinen Hof der Stiftung zu übereignen. "Er hat gesagt: Herr Viebig, es gibt nur eine Möglichkeit – Aiderbichl, oder die Tiere kommen in ein Tierasyl und Sie ins Heim", berichtete Margarethe K.

Für Menschen soll Viebig wenig übrig gehabt haben. "Er wollte keine Menschen absichern, nur Tiere – weil Menschen haben Hände zum Arbeiten." Allerdings soll der Millionär für S. – wie berichtet – eine finanzielle Absicherung eingerichtet haben. Laut der Putzfrau war Viebig aber sehr geizig: "Er ist dorthin einkaufen gefahren, wo es Sonderangebote gab. Beim Baumarkt hat er sich Holzabfälle geholt und kaputte Maschinen besorgt."

Aiderbichl-Chef

Bargeld habe der Pensionist stets nur wenig abgehoben. "Er hat gesagt, das verleitet nur zum Diebstahl." Bei der Erstellung des Testaments soll es laut der Putzfrau aber nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. K. gab dazu auch eine eidesstattliche Erklärung ab. Von der Aiderbichl-Stiftung soll Viebig zunächst nicht angetan gewesen sein: "Er hat gesagt, das ist ein Schickimicki-Betrieb."

Nachdem Aiderbichl den Hof übernahm, sei sie aufgefordert worden, eine Verschwiegenheitsverpflichtung zu unterzeichnen, bei deren Zuwiderhandeln ihr 20.000 Euro Strafe drohten.

Der ebenfalls als Zeuge geladene Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber entschlug sich am Donnerstag vielfach der Aussage. Mit dem Hinweis, dass strafrechtlich gegen ihn ermittelt werde. Er bekräftigte aber, dass Viebig sein Vermögen nur Tierschutzorganisationen und nicht Einzelpersonen zukommen lassen wollte.

Kommentare