Wenn die Wiener wandern gehen

Wochenend’ und Sonnenschein – und gar nicht mehr am Berg allein.

Sonntag. Kaiserwetter. Aufbruch mit Freunden, um Wiener Weinberge zu erklimmen. Schon am Wartesteig der Straßenbahn, die zum Ausgangspunkt bringt, Erstaunen. Viel mehr Leute drängen sich dort als an eines Arbeitstages Morgen. Verschwitzt, weil eingezwängt, wird am Ziel die Bim verlassen. Und dann das: Trauben von Menschen machen sich auf zu den Reben. Was ist los? Dass ein Wochenendspaziergang bei Sonnenschein kein Sololauf ist, ist klar. Aber derartiges Gewusel?

Ein Schild klärt auf: Es ist Wiener Weinwandertag. Jössas. Weil man schon mal da ist, latscht man mit. Wird Teil einer schnatternden, schnaufenden Masse – aus der die eine und der andere ragt.

Eine Dame glaubt, ihr Haupt mit einem Birkenkranz verziert zu haben. Ein Herr zieht einen Trolley hinter sich her. Denkt er, der Flughafen ist auf dem Kahlenberg? Oder ist das Reiseutensil mit Proviant befüllt? Nötig wäre es nicht. Alle paar Meter gibt es eine Labstation. Geduldig muss der Durstige hier sein, sich anstellen wie bei einer Behörde.

Das ist freilich nichts gegen das, was sich in der Höh’ abspielt. Sie ist zur heurigenkulturellen Tiefebene geworden. Es geht zu wie in Woodstock – ohne Musik. Dafür gibt es eine Hüpfburg. Und die Preise sind geschmalzen.

Nur eines gilt es jetzt zu tun: Flüchten. Auf Schleichwegen geht es hinab. Gebraucht wird Ruhe nach dem Sturm – den man nur zum Trinken wollte.

Karin Leitner ist Innenpolitik-Redakteurin des KURIER und gebürtige Mühlviertlerin.

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