"Die ärgsten Seicherln waren oft die größten Scheusale"

"Die ärgsten Seicherln waren oft die größten Scheusale"
In seinem neuen Buch attackiert Gerhard Haderer alle kleinkarierten Duckmäuser.

Der Herr Novak hat sich mir regelrecht aufgedrängt. Ich bin umzingelt von diesen opportunistischen Duckmäusern, die mir schrecklich auf den Geist gehen und mich beunruhigen", sagt Karikaturist Gerhard Haderer.

Ein Jahr zeichnete er an der bitterbösen Bildgeschichte und torpediert damit nicht nur die Lachmuskeln, sondern vor allem auch das Gewissen der Leserschaft. Herr Novak, ein Beamter im Innenministerium, sitzt in einem Wiener Kaffeehaus und erzählt seine Lebensweisheiten. Er philosophiert über Integration "wie es sich für Ausländer gehört", Heimatgefühl, Fußball und über seinen heiß geliebten Onkel Kurt, der es in Österreich sehr weit gebracht hat.

"Nowak ist einer von diesen anonymen Menschen, die nie Haltung gehabt haben, die sich nie wirklich engagiert haben und immer nur getan haben, was man von ihnen verlangt hat", erzählt der polarisierende Zeichner, der sich in diesem Comic wie immer kein Blatt vor den Mund nimmt. "Mich interessieren keine Rampensäue wie Strache oder Putin, sondern der Apparat, der dahintersteckt. Die Menschen, die die Gedanken letztendlich ausführen."

Eigenes Denken

Dem Leser wird auf deftige Weise ein Spiegel vorgehalten und dabei eine geschichtlich-ethische Reflexion aufgezwungen. Für Haderer ist dabei klar: Menschen, die in einer Demokratie leben, sollten sich gefälligst eigene Gedanken machen und auch dazu stehen. "Die ärgsten Seicherln waren in der Vergangenheit häufig die größten Scheusale." Was Haderer bei seinem Schaffen antreibt? "Ich habe nie etwas gemacht, um unterhalten zu wollen. Wenn mir etwas am Geist geht, dann öffnet sich ein Ventil im Hirn und dann entstehen diese Cartoons."

Der Herr Novak existiert als Figur bereits in den bekannten, monatlich erscheinenden Haderer-Schundheftln "Moff". Im Linzer Phönix-Theater ist das neue Buch jetzt auch als Bühnenstück zu sehen. Haderer führt selbst Regie, den Herrn Novak mimt der Schauspieler Ferry Öllinger. Am 9. und 10. Mai wird das Stück im Kino Ebensee aufgeführt.

INFO"Der Herr Novak", Uraufführung am Freitag, 21.3., im Theater Phönix, weitere sieben Termine zwischen 22.3. und 20.4.; Restkarten sind unter der Telefonnummer. 0732/666500 oder www.theater-phoenix.at; Infos unter: www.onlinemoff.at

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