Gemeinsam Natur ins Kunstwerk bannen

Weberei „Auf die Liebe warten“ von Jutta Pointner, zu sehen im Museum Angerlehner
Das Museum Angerlehner in Wels eröffnet die Saison mit drei spannenden, oberösterreichischen Künstlerinnen

Der Webstuhl knarzt bedächtig, munter wandern die Wollknäuel zwischen den gespannten Fäden hin und her, beizeiten schiebt der Kamm die Schichten energisch aufeinander – wenn Jutta Pointner in ihrem Atelier in Haibach ob der Donau am Webstuhl sitzt, vergisst sie Raum und Zeit, ist ganz im künstlerischen Prozess.

Gemeinsam Natur ins Kunstwerk bannen

Jutta Pointner arbeitet seit 40 Jahren am Webstuhl

Seit 40 Jahren arbeitet die Oberösterreicherin auf diese Art und Weise. Zum runden Jubiläum zeigt das Museum Angerlehner ab heute, Sonntag, eine textile Retrospektive der Künstlerin. „Mein Werkzeug ist der Webstuhl, nicht der Pinsel. Ich appliziere das Bild nicht auf eine Oberfläche, sondern baue es Faden um Faden auf – aus einer Art lyrischem Antrieb“, erklärt Jutta Pointner.

 

Zeichnungen

Nicht nur Pointners Werke, sondern auch die Arbeiten zweier weiterer Künstlerinnen sind ab sofort vor Ort zu sehen. Der gemeinsame inhaltliche Schwerpunkt ist die Natur.Anna Maria Brandstätter zeigt unter dem Titel „Jahreszeiten“ vorwiegend Zeichnungen mit Tusche und Feder.

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Anna Maria Brandstätters Werk "Yggdrasil" aus 2019

Therese Eisenmann, die Grande Dame der Kaltnadelradierungen und Stahlgravuren, ist eine vielfach ausgezeichnete Künstlerin aus Neumarkt/Mühlkreis. Unter dem Titel „Stille Räume“ zeigt sie Arbeiten aus den Bereichen Frauen, Tiere, Wasser, Mond und Zeit: „Ich will nichts erfinden. Nur aufzeigen, sichtbar machen. Meine Arbeit selbst ist eine Reise durch die Zeit“, so Therese Eisenmann.

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"Bussard", eine Strahlgravur aus 2011 von Therese Eisenmann

Eröffnet wird die Schau, die dann bis 31. Mai zu sehen ist, übrigens von Brigitte Bierlein, Bundeskanzlerin außer Dienst. Museumsinhaber Heinz Josef Angerlehner lernte Bierlein noch zu Regierungszeiten in Wien kennen und fragte sie damals, ob sie eine Ausstellung in seinem Haus eröffnen würde. Sie sagte zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie das erst tue, wenn sie nicht mehr Kanzlerin sei. Kanzlern und Kanzlerinnen sei es nämlich verboten, Ausstellungen zu eröffnen. Außer Dienst kommt Bierlein also heute nach Thalheim.

www.museum-angerlehner.at

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