Gasvorkommen in Molln: Laut Geologen zu 20 Prozent wahrscheinlich

++ HANDOUT/ARCHIVBILD ++ OBERÖSTERREICH: JAIDHAUSTAL IN DER NATIONALPARKGEMEINDE MOLLN
Geologieprofessor Sachsenhofer erklärte in der "ZiB 2", wie sinnvoll es ist, dass in den Kalkalpen Oberösterreichs nach Gas gesucht werden soll.

Am Wochenende durchgesickerte Pläne für eine Erdgasförderung in der Nationalparkgemeinde Molln sorgen in Oberösterreich und darüber hinaus für Aufregung. Der Nationalpark hat Bedenken um mögliche Auswirkungen auf Ökosysteme. 

Das in Österreich ansässige Unternehmen ADX Vie GmbH, eine 100-prozentige Tochter der in Australien börsennotierten ADX Energy Ltd mit Hauptsitz in Perth, will nach Gas suchen. Die Firma ist nach eigenen Angaben seit April 2022 im Besitz der für das Projekt nötigen Aufsuchungslizenz, hat bisher aber keine Bohr- und Förderlizenz. ADX Energy Ltd rechnet mit einer Gasfeldgröße von 22 Mrd. Kubikmetern, geht aus einer auf deren Website veröffentlichten Mitteilung hervor. Das wäre gut der zweieinhalbfache Jahresverbrauch Österreichs. Offen ist aber, ob wirklich ein großes Gasvorkommen vorhanden ist.

Geologe zu Gasfeld in Molln

Reinhard Sachsenhofer, Geologieprofessor an der Montanuniversität Leoben, bezeichnete das Ansinnen als "ungewöhnlich", weil das Gasvorkommen innerhalb der Kalkalpen und nicht unterhalb vermutet wird, dort gebe es bisher keinen kommerziellen Fund.

Die Probebohrung der OMV ("Molln I") von 1987 sei zwar auf Gas gestoßen, aber das Vorkommen wurde als "unökonomisch" eingestuft, sagte Sachsenhofer. Die Hoffnung der ADX beruhe darauf, dass heute andere geologische Modelle und Methoden zum Einsatz kämen, daher bezeichne die Betreiberfirma die Chance als "relativ hoch, signifikante Mengen an Erdgas zu finden."

Wahrscheinlichkeit

Rein geometrisch würde sich die von ADX erhoffte Menge (22 Mrd. Kubikmeter) ausgehen, erklärte Sachsenhofer, "die Wahrscheinlichkeit liegt aber zwischen 0 und 20 Prozent."Eine erste Bohrung könnte nur anzeigen, ob es überhaupt Gas gibt, "man wird eine zweite und dritte Bohrung brauchen", um die Menge abzuschätzen. Der neue Bohrpunkt würde jedenfalls weiter nördlich als die OMV-Bohrung vor 35 Jahren liegen, dort herrsche eine andere Geometrie.

Mögliche Erdgasbohrung in Molln

 

Würde ADX auf eine größere Menge stoßen, könnte das Gasfeld auch ökonomisch betrieben werden. Das derzeit größte Gasfeld in OÖ habe 4,3 Mrd. Kubikmeter, und würden auch deutlich kleinere Felder okönomisch betrieben.

 

"Keine große Bedenken" für Nationalpark

Für den angrenzenden Nationalpark hätte er "keine großen Bedenken", eine solche Bohrung sei ein "minimalinvasiver Eingriff", die das Naturschutzgebiet aus einer Sicht nicht gefährden würde, weil dieses Gasfeld voraussichtlich in zwischen 1,2 und 2 Kilometer Tiefe liegen würde.

Laut einer Schnellschätzung des Geologen könne man ein solches Gasfeld zwischen zehn und dreißig Jahre betreiben, je nach Strategie des Unternehmens und Durchlässigkeit der Gesteinsformationen. ADX sei auf jeden Fall in der Lage, dieses Förderprojekt zu stemmen.

Fraglich ist, ob das Gas der europäischen Versorgungssicherheit zugutekommen würde und wie lange es überhaupt dauern würde, mit der Förderung zu beginnen. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte betont, dass es in den 2030er-Jahren keinen Sinn mehr mache, weil man ohnehin aus fossilen Energieträgern aussteigen müsse.

Sachsenhofer zeigt sich aber "Skeptisch, ob wir in den nächsten Jahren davon weg kommen". Und dann sei ihm eine Förderung von hochqualitativem Gas unter strenger staatlicher Aufsicht "lieber als Russengas" oder "Frackinggas aus den USA", das aufwändig verschifft werden müsse.

Der Spezialist zeigte sich auch zuversichtlich, dass das entsprechende Gas auch Österreich zugute kommen würde, weil es Abnehmer und Pipelines in der Nähe gebe.

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