Gallisches Dorf im Innviertel

Obmann Alversammer (Mitte) mit den Geschäftsführern Urwanisch (li.) und Kothbauer
Die Raika der Gemeinde Pramet widersetzt sich dem Trend der Filialschließungen. Von Gerhard Marschall.

„Wannst net fort muasst, so bleib“, heißt es in Oberösterreichs Landeshymne. Der Rat stammt von Franz Stelzhamer (1802–1874), dem großen Sohn der Gemeinde Pramet (Bez. Ried). „Wir bleiben da“, wirbt die dortige Raiffeisenbank – eine Ansage gegen die grassierende Schließung von Bankfilialen. Neun ihrer insgesamt 19 Bankstellen hat unlängst die Raiffeisenbank Region Ried aufgegeben.

Immer mehr Vorschriften

Das Kundenverhalten hat sich dank Digitalisierung markant verändert, die gesetzlichen Regulatorien haben enorm zugenommen. So müssen auch kleine Banken zwei Geschäftsführer stellen. In Pramet sind das zurzeit Friedrich Kothbauer (63) und Josef Urwanisch (56). Kothbauer wird im Sommer in Pension gehen, einen Nachfolger zu finden erwies sich als schwierig. Also entschied man sich für Plan B. „Leider ist es nicht gelungen, allein selbstständig zu bleiben“, bedauert Kothbauer, „aber der Standort ist gesichert“. Die Lösung besteht in der Verschmelzung mit der Raika der Nachbargemeinde Eberschwang. Das neue Institut beschäftigt 16 Mitarbeiter, drei davon in Pramet. Das gemeinsame Geschäftsvolumen beläuft sich auf 270 Mio. €, rund vier Fünftel bringt Eberschwang ein. Da der Aufsichtsrat im Verhältnis zehn zu fünf beschickt wird, werde man sich dennoch behaupten können, ist Robert Alversammer (56) überzeugt.

500 Eigentümer

Der Tierarzt ist Obmann der Prameter Genossenschaft mit knapp 500 Eigentümern. „Das Geschäft lauft gut“, betont Kothbauer und verweist auf rund 1.200 Kunden. Die 1.000-Einwohner-Gemeinde verfüge über eine vitale Infrastruktur. Die seit 130 Jahren bestehende Raika habe „eine gewisse Tradition der Selbstständigkeit“, ergänzt Obmann Alversammer. Deshalb sei die Schließung „unvorstellbar gewesen“. Für Bürgermeister Edi Seib (47) ist es „ein Glücksfall, dass die Fusion gelungen ist“. Er blickt zu den Nachbarn Schildorn und Pattigham, die neuerdings bankenlos sind. Alversammer hält es für richtig, 2004 nicht der Region Ried beigetreten zu sein: „Wir haben auf jeden Fall den Eindruck gewonnen, dass Pramet in diesem Verband keine Rolle mehr spielen würde.“ ÖVP-Bürgermeister Seib bemüht Asterix: „Es ist gut, dass wir das kleine gallische Dorf geblieben sind, das sich gegen die übermächtigen Römer behauptet.“

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Die Prameter können ihre Bankgeschäfte weiter im Ort erledigen

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