Fußballpräsident trat wegen Burn-outs zurück

Fußballpräsident trat wegen Burn-outs zurück
Der 58-jährige Willi Prechtl legte nur vier Wochen nach der Wiederwahl sein Amt nieder.

Vor vier Wochen ist Willi Prechtl als Präsident des oberösterreichischen Fußballverbandes (OÖFV) bei der Generalversammlung in Wels ohne Gegenstimme wiedergewählt worden. Gestern, Freitag, gab der 58-Jährige für alle völlig überraschend seinen Rücktritt bekannt – mit sofortiger Wirkung. Grund für diesen Schritt ist ein massives Burn-out. Prechtl, bisher Herr über 376 Fußballvereine, hat den engsten Führungskreis des OÖFV am Donnerstagabend über seine Entscheidung informiert.

„Ich habe in den vergangenen Jahren Raubbau an meinem Körper betrieben. Mein Akku ist völlig leer“, sagt Prechtl, der sich neben seiner Wohnbau-Firma Procon wöchentlich 40 Stunden ehrenamtlich für den Fußball engagiert hat.

An vorderster Front

„Ich muss jetzt auf meine Gesundheit schauen“, betont Prechtl, der sich sofort in ärztliche Behandlung begeben hat. 13 Jahre war der in Dietach bei Steyr lebende Unternehmer an vorderster Front tätig – davon neun Jahre als „Vize“ unter Leo Windtner und seit dessen Wahl 2009 zum ÖFB-Chef als Präsident.

Wie geht es nun im OÖFV weiter? Prechtls Stellvertreter Gerhard Götschhofer, der auch die Kommission für Finanzen und Organisation leitet, wird dessen Aufgaben interimistisch übernehmen. „Wir müssen rasch eine Vorstandssitzung einberufen, um die Nachfolge zu klären“, betont Verbandssprecher Raphael Oberndorfinger.

ÖFB-Boss Leo Windtner zum KURIER: „Ich habe Prechtl vorgeschlagen, er soll sich ein Time-out nehmen. Das hat er abgelehnt. Er hält den Druck einfach nicht mehr aus.“ Mit Sportdirektor Willi Schuldes verliert der OÖFV eine weitere wichtige Person. Der 44-Jährige wechselt aus privaten Gründen zu seinem Heimatverein SV Horn (NÖ) und übernimmt dort die Verantwortung für den gesamten sportlichen Bereich.

500.000 Betroffene

Unabhängig von Prechtls Rücktritt hielt die Wirtschaftskammer OÖ gestern eine Pressekonferenz zum Thema Burn-out ab. Laut Präsident Rudolf Trauner gebe es 500.000 Österreicher mit dieser Diagnose, eine weitere Million sei gefährdet und jede dritte Frühpensionierung beruhe bereits auf einer psychischen Diagnose. „Die volkswirtschaftlichen Gesamtfolgekosten belaufen sich laut Experten auf sieben Milliarden Euro“, sagt Trauner.

Niemand sei vor einem Burn-out sicher. „Es kann jeden treffen. Egal, woher er kommt und was er arbeitet“, erläutert Psychiater Werner Schöny, der oö. Obmann von „pro mente“. Seit gestern gibt es mit Willi Prechtl einen Betroffenen mehr.

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