Fredi kam nicht unter den Hammer

Fredi kam nicht unter den Hammer
Der Exekutor tauchte nicht auf. Die Strafe wurde bezahlt. Der Unmut der Bauern über die Bürokratie ist dennoch groß.

Jungstier Fredi schien sich am Mittwoch in seinem Stall in Gutau nicht richtig wohl zu fühlen. Fast 50 Leute hatten sich am Eingangstor versammelt und starrten ihn neugierig an. Derart im Mittelpunkt zu stehen, dürfte den 18 Monate alten Bullen verwirrt haben - er hörte zu fressen auf und glotzte verdutzt in die Menge.

Die Menschengruppe war auf den Hof von Josef Pühringer gekommen, weil Fredi zwangsversteigert werden sollte. Ein Beschluss des Bezirksgerichts Freistadt, weil sein Besitzer den von der BH verhängten Strafbescheid über 50 Euro nicht zahlen wollte. Diese Geldbuße war als Sanktion gedacht, weil Pühringer 2009 an einer Stichprobenerhebung der Statistik Austria nicht teilnehmen wollte.

Rebell

Fredi kam nicht unter den Hammer

"Die Daten liegen ohnehin bei der Agrarmarkt Austria auf - ich sehe nicht ein, warum ich alles doppelt machen soll", betonte der Bauern-Rebell. Der zusätzliche Zeitaufwand würde nur auf Kosten seiner Tiere und seiner Familie gehen: "Dagegen muss sich einmal jemand wehren, das bin ich meinen Kollegen schuldig."

Dem Exekutor schlug er als Pfand zunächst einen seiner Bäume vor, doch er soll auf den Jungstier bestanden haben. "Das tut schon weh, weil der Fredi ist mir sehr ans Herz gewachsen. Doch im Sinne der Gerechtigkeit, bleibt mir nichts anderes übrig, als ein solches Opfer zu bringen."

Ein Opfer, das Pühringer erspart blieb. Der Exekutor ließ sich nicht blicken, die Zwangsauktion wurde abgeblasen. "Angeblich hat Hans Weinzinger vom Bauernbund meine Strafe bezahlt, damit das Theater ein Ende hat - eine schriftliche Benachrichtigung des Bezirksgerichtes hab' ich aber nicht gekriegt."

Ärger

Die Enttäuschung über das entgangene Spektakel war bei den meisten Schaulustigen groß. Aktenordner wurden im Mist vergraben, und es gab lautstarke Unmutsbekundungen. "Eine Sauerei, dass die Obrigkeit den Pühringer über die Absage nicht informiert - das ist ja schlimmer wie unter dem Hitler", wetterte Christian Kernecker aus Waldburg. Erbost zeigte sich auch Ernst Halbmayr aus NÖ: "Bei den Kleinen fährt man immer drüber. Der Bürokratismus ist eine unerträgliche Sackgasse, aus der man uns heraushelfen muss."

Lob für die Courage des Bauern-Rebellen Pühringer gab es von SP-Bürgermeister Josef Lindner. "Systeme zu hinterfragen belebt die Demokratie - danke Pepi." Ähnlich der Beifall von Landwirtschaftskammerrat Hannes Winklehner: "Er ist ein Pionier und Vorkämpfer, der aufzeigt, dass es uns reicht." Und Georg Hochgatterer aus Klam kennt die Wurzel allen Übels: "Die Bauernschaft ist immer viel zu eng mit der Politik verbunden - daher gibt es bei den Funktionären auch so viele eifrige Ja-Sager."

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