Andere haben auch Ideen, und zwar solche, die durchaus hinterfragenswert sind. Während in Linz am 8. März die große Demo zum Weltfrauentag steigt, dreht sich auf der Wurzeralm alles ums Flirten. Zum zweiten Mal in Folge wird just an diesem durchaus politisch besetzten Tag zum Flirtkarussell am Sessellift geladen. "Die Resonanz des Vorjahres war so gut, dass wir das Event wiederholen", sagt die Marketing-Leiterin der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, Andrea Zielinski.
Singlehaltestelle bei Zweiersessellift
Von 10 bis 14 Uhr ist der Frauenkar-Sessellift auf der Wurzeralm wieder Austragungsort dieses organisierten Kennenlernens: "Flirtwillige erhalten an diesem Tag bei der Kassa der Wurzeralm-Standseilbahn oder bei der Single-Haltestelle einen Herzaufkleber für den Helm oder die Jacke. Der Frauenkar-Sessellift ist dann Zentrum des Flirtens.
Bei der Talstation wird eine Single-Haltestelle eingerichtet. Dort können sich Gleichgesinnte treffen und bei der Fahrt mit dem Zweiersessellift besser kennenlernen. Für alle, die die gemeinsame Fahrt genossen haben, gibt es im Lokal „Hotspot“ eine kleine Überraschung", heißt es in der Aussendung zur Veranstaltung.
Spaßfaktor, keine politische Botschaft
Ob denn das Datum nicht unglücklich gewählt sei? "Wir nehmen uns nicht so wichtig, dass wir politische Botschaften verbreiten wollen. Es soll einen Spaß- und Schmunzelfaktor für alle Beteiligten geben", so Zielinski.
Dass Gender Pay Gap, die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit und viele andere Themen noch immer nicht gelöst, sondern belastend präsent sind, scheint bei den Bergbahnen niemanden zu stören, denn: "Es soll einfach eine nette Geste sein." Angeblich sei das Datum zufällig so gefallen und nicht bewusst ausgewählt worden.
Die Frauenbeauftragte der Diözese Linz, Magdalena Welsch, steht diesem Projekt gar nicht prinzipiell negativ gegenüber. "Der Einsamkeit vieler Menschen sollten wir uns annehmen", sagt sie und ergänzt: "Das ist eine witzige Idee, um gute Kontakte zu knüpfen."
Aufruf zur Frauendemo in Linz
Welsch betont aber, dass Frauen nicht nur über ihren Beziehungsstatus definiert werden sollten und verweist auf Beziehungsebenen wie Freundschaften und Gemeinschaften, in der nicht die Partnerschaft im Vordergrund stehe.
Solche Beziehungen könnten auch bei der "Demo zum internationalen feministischen Kampftag" am 8. März um 15 Uhr beim Musiktheater in Linz geknüpft werden, ist Welsch mit einem Augenzwinkern überzeugt: "Auch da werden viele Endorphine ausgeschüttet."
Das Bündnis 8. März ruft zu dieser Kundgebung auf, "weil der international wachsende Rechtsruck Intoleranz schürt und autoritäre Strukturen und die Rechte von Frauen gefährdet".
Gegenwind bei Frauenthemen
Dieser Gegenwind bei Frauenthemen nehme wieder zu, sagt auch Welsch und erinnert an die Aktion auf der Nibelungenbrücke, bei der die bei Femiziden getöteten Frauen dargestellt wurden: "Da haben Männer aus fahrenden Autos heraus obszöne Gesten gemacht und vorbeigehende Männer abwertende Kommentare abgegeben."
Darüber hinaus liege Österreich weiterhin am vorletzten Platz beim Gender-Pay-Gap, die Altersarmut von Frauen steige, ebenso der Druck auf Väter und Mütter in Sachen Karenz: "Alte Muster verfestigen sich, Frauen verdienen zehn Jahre nach der Geburt immer noch oft weniger als Männer."
Deshalb sei ein Aufstehen und Eintreten für Frauenrechte just am Internationalen Frauentag, eben bei der Demo am Samstag in Linz, so wichtig, appelliert sie abschließend.
Schon früh aus traditionellen Mustern ausgebrochen ist Therese Mölk. 1920 eröffnete sie - in einer Zeit, in der für Frauen Führungsrollen praktisch nicht vorgesehen waren - ihren eigenen Gemischtwarenladen in Innsbruck. Innerhalb weniger Jahre schuf die Tirolerin ein kleines Imperium mit mehreren Filialen, eigener Bäckerei und Molkerei.
Mölk legte damit den Grundstein für die heute noch familiengeführte Supermarktkette Mpreis. Der Nahversorger lud am Faschingsdienstag - kein Scherz - für den Weltfrauentag zur Einweihung eines neuen, energiesparenden High-Tech-Backofen in der firmeneigenen Großbäckerei ein: "Zu Ehren seiner Gründerin Therese Mölk".
Das erscheint dann doch nach einem etwas krampfhaften Marketingversuch unter dem Aufhänger des 8. März. Getoppt wird das noch durch den Umstand, dass besagter Ofen dann auch im Beisein der hohen Politik auch noch gesegnet wird.
Und zwar vom Tiroler Diakon Konrad Plautz - ehemals Fifa-Schiedsrichter und als solches Aushängeschild von Österreisch Fußball-Spielleitern. Beide Berufungen sind echte Männer-Domänen. Bis heute.
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