„Mein Herz schlägt für Blau-Weiß“
Franz Zeiger leitet die Pfarre St. Peter in Linz. Er ist ein großer Fußballfan.
KURIER: Herr Pfarrer, wie geht es Ihnen, wenn Sie einen Blick auf die Tabelle der Ersten Fußball-Liga werfen? Blau-Weiß Linz ist ja Tabellenletzter.
Franz Zeiger: Mein Herz blutet. Aber ich halte trotzdem meine blau-weißen Wimpel hoch. Ein echter Fan steht immer hinter seinem Verein. Es ist wie in einer Ehe. Da heißt es ja auch: In guten und in schlechten Zeiten.
Glauben Sie noch an den Klassenerhalt?
Die packen das. Obwohl in dieser Saison irgendwie der Wurm drinnen ist. Auch der Trainerwechsel hat nichts gebracht – genauso wenig wie meine Stoßgebete in Richtung Himmel. Ich zünde auch bei jedem Spiel eine Kerze in der Kirche an. Momentan müsste ich wohl gleichzeitig mehrere anzünden. Mein Kerzenvorrat ist aber nicht so groß (lacht).
Wo sehen Sie die Ursachen für den sportlichen Absturz?
Wenn ich das wüsste, hätte ich es den Verantwortlichen schon mitgeteilt. Ich bin nicht oft genug auf dem Platz. Mir fehlt die Zeit, um zu jedem Heimspiel von Blau-Weiß zu gehen. Aber ich halte mich natürlich auch so auf dem Laufenden.
Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zum Rivalen LASK?
Ich schätze die sportlichen Erfolge der Schwarz-Weißen. Ich mag den LASK, aber mein Herz schlägt nur für einen Klub – und das ist Blau-Weiß.
In Ried wurde zuletzt der dunkelhäutige Sturm-Graz-Legionär Richard Sukuta-Pasu mit Affenlauten verunglimpft. Was sagen Sie jenen Menschen, die so etwas tun?
Für Rassismus darf kein Platz sein – schon gar nicht im Sport. Ich habe überhaupt kein Verständnis für solche Beschimpfungen. Dass der Ton auf den Fußballplätzen ein rauer ist, macht mir nichts aus. Emotionen gehören dazu. Aber alles hat seine Grenzen – überhaupt wenn es ins Persönliche geht.
Verfolgen Sie Fußballspiele auch im Fernsehen mit?
Natürlich. Nur bei der EM 2012 habe ich zum Fernsehboykott aufgerufen.
Warum?
Die Regierung in der Ukraine ließ Straßenhunde töten, weil sie nicht ins Bild passten. Da darf man nicht tatenlos zusehen. Ein Pfarrer muss nicht nur lieb und nett sein, so wie es unsere Werbeabteilung in der Kirche behauptet. Ein Pfarrer muss auch anecken.
Sie sind bekannt dafür, ein großes Herz für Tiere zu haben.
Ja, ich stamme aus einer Arbeiterfamilie aus Steyr. Meine Eltern haben mir immer erlaubt, Haustiere zu halten. Die Liebe zu den Tieren ist mir bis heute geblieben.
Wie viele Haustiere haben Sie jetzt noch?
Fünf Katzen und zwei Schildkröten. Im Sommer bringe ich übrigens ein Buch für Kinder heraus. Hauptdarsteller ist meine älteste Katze Luise, sie ist elf. Titel: Auf vier Pfoten durchs Kirchenjahr – aus den Augen einer Pfarrkatze. Ich habe nämlich festgestellt: Wenn eine Katze was sagt, ist es interessant. Wenn ein Pfarrer was sagt, ist es fad.
Was sagen Sie zum neuen Papst?
Ich bin glücklich mit der Wahl. Mein theologischer Ansatz ist schon immer in die franziskanische Richtung gegangen. Ich habe großen Respekt vor der Schöpfung. Der neue Papst bringt die Kurie in Verlegenheit. Er ist bescheiden und kämpft gegen die Armut. Er wird ein Wegbereiter sein.
Landeshauptmann Josef Pühringer hat sich klar dagegen ausgesprochen, dass schwule Paare ein Kind adoptieren dürfen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Menschlichkeit ist das Wichtigste. Man sollte niemanden wegen seiner Hautfarbe oder seiner sexuellen Orientierung diskriminieren. Das tut Gott auch nicht.
Die Austritte aus der katholischen Kirche haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Wie kann man dem entgegenwirken?
Wichtig ist die Kirche vor Ort. Wenn Menschen erleben, dass sie akzeptiert werden so wie sie sind, dann funktioniert das auch. Die Kirche sollte einen Mittelweg finden. Der rechte und der linke Flügel gehören vereint.
Wären Sie gerne Bischof?
Das ist ein Verwaltungsjob. Nein, da würde ich eingehen wie ein Mauerblümchen. Ich gehöre raus zu den Leuten.
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