Fleisch und Torten in Massen schaden den Gefäßen

Silke Kranz ordiniert in Bad Zell
Wer auf der sicheren Seite stehen will, lässt beim Arzt regelmäßig seine Blutfettwerte messen

Immer wieder wird von den "Blutfetten" gesprochen, wir Ärzte setzen bei diesem Thema üblicherweise unseren strengen Blick auf. Auch ich bemerke, wie ich bei Besprechungen von Blutbefunden tief Luft hole und mit gehobenen Augenbrauen einen Kurzvortrag über Risikofaktoren halte.

Deutliche Hinweise, dass die Blutfette das fleischgewordene Böse sind, oder? Nun ja, "fleischgeworden" ist nicht ganz verkehrt, aber "böse" – definitiv nein.

Zu den Blutfetten zählt man die Triglyceride und das Cholesterin, bei den meisten Laboranalysen finden Sie noch die Werte LDL und HDL.

Die Triglyceride sind Fette, die nach der Aufspaltung im Darm zu Fettsäuren in einem speziellen Transportsystem zur Leber und ins Gewebe gebracht werden. Damit stehen uns die lebenswichtigen Fettsäuren zur weiteren Verwendung in der Leber zur Verfügung. Im Fettgewebe werden sie "zwischengeparkt", bis sie benötigt werden. Wie Sie vermuten, parken viele mehr, als sie je benötigen werden. Bleiben zu viele Triglyceride in der Leber hängen, kann eine sogenannte Fettleber entstehen.

Cholesterin ist ein lebenswichtiger Stoff, der in jeder Zelle unseres Körpers gebraucht wird – zur Zellwandbildung, aber auch die Schilddrüsen- und Sexualhormone bestehen aus Cholesterin. Auch Cholesterin wird vom Darm zur Leber transportiert, die Besonderheit sind die Untergruppen: biochemisch gibt es Cholesterin mit niedriger Dichte, auf englisch "low density lipoproteine" oder kurz LDL, und jenes mit hoher Dichte, "high density lipoproteine" oder HDL. Das LDL bringt das Cholesterin aus der Leber in seine Zielorte, das HDL sammelt Cholesterin ein und transportiert es zurück zur Leber zur weiteren Verstoffwechslung.

Gefäßverschluss

Warum nennt man das LDL auch "schlechtes" Cholesterin, wenn es doch eine wichtige Funktion hat? Das Problem ist die Menge an Fett, das von der Leber in den Körper gebracht wird. Wird der Körper überflutet, bleibt Fett auf den "Straßen" von der Leber zum Zielort liegen. Dieses Straßennetz ist unser Gefäßsystem, der Straßenrand unsere Gefäßwände und die Ablagerungen sind tatsächlich Ablagerungen. Sammelt sich immer mehr an, wird der Gefäßquerschnitt kleiner, das Blut kann immer schlechter durch unsere Adern fließen und im schlimmsten Fall tritt ein Gefäßverschluss auf. Ein Verschluss nennt sich am Herzen Herzinfarkt, im Kopf- und Halsbereich Schlaganfall.

Das ist der Grund, warum Blutfette bei Ärzten den strengen Blick hervorrufen. Es liegt nicht an den Substanzen, sondern an der Menge, mit der der Körper fertigwerden muss. So komme ich zum fleischgewordenen Bösen zurück – wollen wir die Menge darauf reduzieren, was unser Körper benötigt, müssen wir den Konsum tierischer Fette einschränken. Dazu gehören Fleisch, Torten, Kuchen und andere butterhaltige Speisen.

Sind Sie Naschkatze oder Fleischtiger? Dann lassen Sie Ihre Blutfettwerte messen!

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und praktische Ärztin in Bad Zell. www.sportplusmedizin.at

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