Andreas Beck und Stefan Krexhammer schnüren ihre Sicherheitsschuhe zu, setzen ihre Helme und die Schutzbrille auf und ziehen die Handschuhe an. Die Sicherheitsvorschriften sind streng.
Dann geht es mit dem Geschäftsführer der Zauner Group und seinem Projektleiter vor Ort auf die Baustelle in der Nähe der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.
Der Auftrag des Anlagenbauers aus Wallern in Oberösterreich: Die „Medienversorgung“ eines Großprojektes für die Herstellung von Medikamenten. Genauer gesagt: Für die „Abnehmspritze“ von Novo Nordisk.
Umstrittenes Medikament
Diese "Abnehmspritze“ ist zurzeit in aller Munde. Und sie ist umstritten. Denn die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie zur Gewichtsreduktion variiert stark.
„Es gibt gute Responder, aber auch Non-Responder“, erklärte Florian Kiefer von der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der MedUni Wien, zuletzt Anfang des Jahres im KURIER-Gesundheitstalk.
200 bis 500 Euro pro Monat
In Österreich müssen die meisten Patienten die Therapie mit Abnehmmedikamenten selbst zahlen – zu rechnen ist mit Kosten zwischen 200 und 500 Euro pro Monat. Eine Ausnahme gibt es für Jugendliche ab 12 Jahren in speziellen Programmen und für Patienten, die sich auf die sich auf eine Operation zur Gewichtsreduktion – etwa Magenverkleinerungen – vorbereiten.
Für die Unternehmen, die das Medikament produzieren, ist es jedenfalls ein gutes Geschäft. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung setzte Novo Nordisk mit der Abnehmspritze im vergangenen Jahr fast acht Milliarden Euro um, ein Zuwachs von fast 86 Prozent.
Wenn das Gewicht fällt, steigt der Umsatz
Der Umsatz des Diabetes-Medikaments Ozempic stieg um gut ein Viertel auf rund 16 Milliarden Euro.
Und die Nachfrage steigt, deshalb baut Fujifilm Diosynth Biothechnologies in der Nähe von Kopenhagen für Medikamentenhersteller große Anlagen. Sehr große Anlagen.
Andreas Beck erklärt dem OÖ Landeshauptmann Thomas Stelzer die aktuellen Pläne der Zauner Group in Dänemark.
130 Millionen Euro ist der Auftrag schwer, den die Zauner Group derzeit in Kopenhagen ausführt. Es ist der zweite in dieser Größenordung für die Spezialisten aus Oberösterreich.
Komplexe Logistik
Die „Medienversorgung“ sicherstellen heißt: In Oberösterreich gefertigte Stahlrohre, im aktuellen Projekt rund 30 Kilometer auf mehreren Ebenen und in unterschiedlichen Stärken, müssen zeitgerecht und präzise in der Anlage eingebaut werden. Über diese Rohrleitungen werden Wasserdampf, Kühlwasser und ähnliches durch die Anlage transportiert.
Was einfach klingt, ist eine hochkomplexe und logistisch herausfordernde Aufgabe, wie Krexhammer und Beck bei einem der seltenen Rundgänge durch die mit zahlreichen Sicherheitsschleusen gesicherte Baustelle erläutern.
150 Mitarbeiter aus 45 Nationen
150 Mitarbeiter aus 45 Nationen arbeiten derzeit für die Zauner Group in Dänemark. Im Frühjahr 2026 soll die erste Anlage in Betrieb gehen.
Dann soll es erst richtig losgehen, denn die Nachfrage nach dem Abnehmmedikament steigt. Deshalb hat sich Fujifilm Diosynth Biothechnologies in Kopenhagen längst weitere Großflächen gesichert, um noch mehr Anlagen bauen zu können.
Beck weiß, warum. Die Hersteller arbeiten daran, den Wirkstoff zum Abnehmen als Tablette zum Einnehmen verfügbar zu machen. Wenn es dazu die Genehmigungen gibt, muss diese Tablette rasch produziert werden können. Deshalb werden schon jetzt die Anlagen dafür gebaut.
Denn wenn zum Abnehmen nicht mehr gespritzt werden muss, rechnen die Experten damit, dass die zehnfache Menge an Produktionskapazität erforderlich sein wird. Menschen wollen abnehmen, die Aufträge nehmen zu. Die Zauner Group in Wallern ist dafür gerüstet.
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