„Mit Faymann ändert sich nichts“

Fiona Kaiser initiierte einen offenen Brief, in dem die Parteispitze aufgefordert wird, die Koalition zu verlassen.
SJ OÖ-Chefin Fiona Kaiser über ihre Einstellung zu weichen Drogen, zur Kirche und der Bundes-SPÖ.

Fiona Kaiser, Landeschefin der Sozialistischen Jugend OÖ, wird sich heute in Graz um den Bundesvorsitz bewerben. Einzige Gegenkandidatin ist die Burgenländerin Julia Herr.

KURIER: Wie groß sind Ihre Chancen, von der Mehrzahl der 200 Delegierten gewählt zu werden?
Fiona Kaiser: Das ist leider schwer abschätzbar – wahrscheinlich fällt die Entscheidung aber extrem knapp aus.

Welche Landesorganisationen stehen eher hinter Ihnen?
Neben den Oberösterreichern höchstwahrscheinlich die Niederösterreicher, die Tiroler und die Vorarlberger. Die Wiener, Steirer und Burgenländer haben sich bereits mehrheitlich für die Julia ausgesprochen. Es ist aber nicht so, dass alle Delegierten eines Bundeslandes stets auch einheitlich abstimmen.

Erstmals in der 120-jährigen Geschichte der SJ kandidieren zwei Frauen für diese Funktion.
Ja, und auf Bundesebene hat es bisher auch keine weibliche Vorsitzende gegeben.

Sie sind erst kürzlich mit der Forderung aufgefallen, die österreichischen Budgetprobleme durch eine Legalisierung des Marihuana-Verkaufs zu lösen. Ein sehr provokanter Vorschlag.
Mir ging es darum, eine gesellschaftliche Debatte loszutreten. Warum soll man auf Millionen von Euros verzichten, die derzeit völlig unversteuert in die Hände der Drogenindustrie fließen? In Österreich ist die Zustimmung für eine Freigabe weicher Drogen bereits relativ hoch.

Wofür treten Sie sonst noch ein?
Ich bin für eine klare Trennung von Kirche und Staat.

Das gibt es doch längst?
Theoretisch ist Österreich ein säkularer Staat, aber in der Praxis nimmt die Republik das nicht so ernst. Vertreter der christlichen Kirchen sitzen in Stiftungs- und Aufsichtsräten von Organen der Republik, sie reden in Ethikkommissionen mit und Kruzifixe prangen immer noch in Schulen und Amtsstuben.

Sie haben einen offenen Brief initiiert, in dem die Bundes-SPÖ aufgefordert wird, aus der Koalition mit der VP auszusteigen.
Wir können den derzeitigen Kurs nicht länger mittragen. Auch an der Basis brodelt es schon länger, die Parteispitze negiert das aber. Das Problem ist, dass im Wahlkampf sozialdemokratische Themen propagiert werden, die sich im Regierungsprogramm nicht wiederfinden. Es gibt keine Vermögenssteuer, bei der Bildung wird gespart und der 12-Stunden-Arbeitstag eingeführt. So etwas macht unglaubwürdig und kann die Partei ruinieren.

Ihre Kritik zielt direkt auf Bundeskanzler Faymann ab, treten Sie für seinen Rücktritt ein?
Die Kritik ist auch gegen sein engeres Umfeld gerichtet. Ich fürchte aber, dass sich mit Faymann an der Spitze auch künftig nichts ändert.

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