Feinstaub: „Auf lange Sicht helfen nur bessere Öffis“

Symbolbild
Grenzwerte in Linz heuer bereits an 13 Tagen überschritten. Gegenmaßnahmen sind derzeit nicht geplant.

Der 24er-Turm direkt an der Mühlkreisautobahn in Linz-Urfahr ist so etwas wie der Feinstaub-Hotspot in Oberösterreich: Seit Jahresbeginn wurde dort an 13 Tagen eine Überschreitung des Feinstaubgrenzwerts gemessen. 50 Millionstel Gramm (50 µg) der unsichtbar kleinen und gesundheitsschädlichen Partikel in jedem Kubikmeter Luft reichen dafür aus. Doch nicht nur an den Messstellen in Linz war der Wert in dieser Woche gleich an mehreren Tagen zu hoch: Überschreitungen meldeten auch Steyr, Wels, Traun, Lenzing, Enns und Frankenmarkt. Die aktuelle Wetterlage verschärft die Situation: „Wir rechnen mit einer kurzfristigen Entspannung, aber schon am Wochenende könnte es wieder schlechter werden“, sagt Elisabeth Danninger von der Luftgüteüberwachung des Landes.

Obwohl die Feinstaubbelastung in Linz seit mittlerweile sechs Tagen über dem Grenzwert liegt, bestehe kein Grund zur Panik, sagt Bernd Lamprecht, Primarius der Lungenabteilung am AKh Linz: „Es gibt etwas mehr Patienten mit akuten Atembeschwerden, Asthmatiker und Kinder reagieren besonders sensibel.“ Das Thema Feinstaub bekomme zu Recht viel Aufmerksamkeit, der Nichtraucherschutz hingegen werde immer noch nicht ernst genommen. „In einem verrauchten Lokal ist die Feinstaubbelastung zehn bis 15 Mal so hoch wie derzeit in der Linzer Außenluft.“

Keine Umweltzone

Auf Autos und Kachelöfen zu verzichten, bat am Mittwoch die Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne). Härtere Maßnahmen wie eine Umweltzone nach dem Vorbild deutscher Städte oder gar eine City-Maut für Linz sind in der Politik derzeit kein Thema.
„Wir müssen beim Individualverkehr ansetzen. Die Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht“, sagt die Grüne Verkehrssprecherin Ulrike Schwarz. Solange 83 Prozent der Einpendler nach Linz mit dem Auto fahren würden, dürfe man keine Verbesserung erwarten. „Wir brauchen bessere Öffis. Vorher können wir von den Pendlern nicht verlangen, dass sie nicht mehr mit dem Auto fahren.“ Eine City-Maut oder eine Umweltzone wären sozial ungerecht – jedenfalls solange der öffentliche Verkehr nicht ausgebaut sei. In diesem Punkt hinke Oberösterreich hinterher, „da wird lieber der Westring gebaut, bevor über ein S-Bahn-System für Linz nachgedacht wird“.

Trotz erhöhter Feinstaubwerte bleibt ein schwacher Trost: Die Linzer Luft ist im Vergleich zu den 1980ern hervorragend: Damals gab es Feinstaubwerte von bis zu 600 µg/m³, im Dezember 1985 sogar Smog-Alarm.

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