„Fasten führt nicht zu neuem Lebensstil“

Beim Intervallfasten geht es nicht darum, was man isst, sondern wann man isst.
Diätologin Pia Wildfellner erklärt, warum Abnehmen mit einem Trend so schwierig und sinnlos ist

16/8 lautet die magische Formel. 16 Stunden fasten, 8 Stunden essen – angeblich, was man will. Intervallfasten nennt sich dieser Trend, der jedes Jahr pünktlich zum Beginn der Fastenzeit Wiederauferstehung feiert. Aber wie sinnvoll ist Intervallfasten, für wen ist es geeignet und kann es Schaden anrichten? Der KURIER hat bei der Linzer Diätologin und Ernährungsberaterin Pia Wildfellner (www.diaetologie-wildfellner.com) nachgefragt.

„Natürlich ist man bei dieser Art des Fastens anfangs motiviert, weil man etwas geschafft hat – nämlich, 16 Stunden nichts zu essen. Nun ist es mit diesem Trend aber genauso wie mit allen anderen Trends auch: Er führt nicht zu einer kompletten Verhaltensänderung und nicht zu einem neuen Lebensstil die Ernährung betreffend“, sagt Pia Wildfellner.

Irrglaube

Bei dieser Methode werde prinzipiell ein guter Rahmen abgesteckt, viele Menschen würden die 16 Stunden ohne Nahrung nicht als anstrengend empfinden, weil ja sowieso Schlafphasen einbezogen seien. Wie bei allen anderen Arten des Fastens und der Diäten gehe es aber auch hier um die zugeführte Nahrungsmittelenergie: „Der Glaube, dass man beim Intervallfasten in diesen acht Stunden essen kann, was man will, ist natürlich ein Irrglaube. Man kann selbst in einer halben Stunde schon so viel Energie zuführen, dass es für einen ganzen Tag zuviel ist“, sagt die Expertin.

„Fasten führt nicht zu neuem Lebensstil“

Pia Wildfellner ist Diätologin und Ernährungsberaterin in Linz

Es gehe darum, nicht Genuss-, sondern Lebensmittel zu konsumieren: „Der Gang zur Diätologin ist oft schambehaftet. Dabei ist unser Wissen nötig, um Ernährungsgewohnheiten langfristig zu ändern. Wenn jemand einen Sprachfehler hat, geht er oder sie ja auch zur Logopädin“. In ihrer Begleitung setze sie auf eine Integration der gesunden Mahlzeiten in den Alltag, „und das funktioniert nicht innerhalb eines Tages. Ich leide, wenn ich höre, dass Menschen in einer Woche fünf Kilo abgenommen haben. Das ist nicht nur sinnlos, sondern auch nicht gut für die Gesundheit. 200 g bis 2 Kilogramm pro Monat sind vertretbar.“

„Dickdiätet“

Alles andere führe zum bekannten Jo-Jo-Effekt: „Ich habe Patientinnen und Patienten, die haben alles ausprobiert, haben sich quasi dickdiätet. Man hungert sich nicht schlank, sondern man isst sich schlank – mit den richtigen Lebensmitteln.“

Gewichtsreduktion sei ein Prozess, der zuerst im Kopf beginne und sich dann auf den Körper auswirke, so Wildfellner: „Intervallfasten ist da sicher nicht die Schlüsseltechnik dafür.“

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