Der Müllberg wächst und wächst
78 Kleidungsstücke (Socken und Unterwäsche ausgenommen): So viele Teile hat im Durchschnitt jeder Mensch in Oberösterreich im Schrank. Jedes achte Stück tragen wir nie, fast nie oder sehr selten. Derzeit verursacht die Textilindustrie jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 – und damit mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Die Modeindustrie als Teil der Textilbranche ist allein für fünf Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Sie entstehen bei der Gewinnung von Plastikfasern, der Weiterverarbeitung und langen Transportwegen.
Nachhaltigkeit
Das Ökosoziale Forum OÖ lud kürzlich zur Online-Veranstaltung „Von Fast bis Fair Fashion: Welche Mode ist tragbar?“. Vier Referentinnen motivierten in ihren Vorträgen die Zuseherinnen und Zuseher, die eigene Garderobe auf Nachhaltigkeit umzukrempeln. Sie erklärten aufrüttelnd, welche Auswüchse der Kleiderkonsumwahn hat und welche Auswege es gibt.
„Fast Fashion ist ein Verbrechen an Umwelt und Menschen“, bringt es Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace, auf den Punkt. Der Ultra Fast Fashion Konzern „Shein“ aus China etwa bringe jeden Tag 5000 neue Kleidungsstücke in den Shop, viele davon werden nur ein Mal getragen und dann weggeworfen. Panhuber zeigte Lösungswege aus diesem Dilemma auf: „Wir müssen die Dinge viel länger verwenden und erst ganz am Ende, wenn wir sie schon lange genutzt haben, recyceln.“ Greenpeace fordert vor allem die Politik auf, tätig zu werden: „Es braucht ein Lieferkettengesetz – auf EU-Ebene.“ Dieses müsse regeln, dass Unternehmen für ihre Umweltvergehen und sozialen Vergehen in der Lieferkette zur Verantwortung gezogen werden. Produkte, die aus Kinderarbeit oder durch Sklaverei entstehen, dürften erst gar nicht in die Regale kommen. Zudem brauche es, so Panhuber, Förderungen für neue Modelle in der Bekleidungsbranche, noch mehr Gesetze gegen Chemikalienverwendung und ein Verbot von Warenvernichtung.
Michaela Gahleitner vom Linzer Modelabel „vresh“ sprach über die Herausforderungen, Mode in Europa fair und ökologisch nachhaltig produzieren zu lassen. Derzeit werden die Teile in Portugal gefertigt. „Je schlichter das Design, desto weniger schnell kommt es aus der Mode und wird länger getragen.“
Zahlen & Fakten
Die Textil-Verkaufszahlen haben sich von 2002 bis 2015 fast verdoppelt. Herr und Frau Österreicher kaufen heute 60 Prozent mehr Kleidung und tragen sie halb so lange wie vor 15 Jahren.
60 Prozent der Kleidung wird aus synthetischen Fasern (Plastik) hergestellt. Die Alttextilien pro Kopf haben sich in AT in den letzten 20 Jahren verfünffacht. Rund ein Drittel der gebrauchten Kleidung wird in Österreich downgecycelt und nur ein Prozent wird wirklich recycelt.
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