Fair muss nicht immer teurer sein

13.000 Besucher waren letztes Jahr bei der wear fair in der Tabakfabrik
Bewusst einkaufen, recyclen, sich informieren – zum Beispiel auf der "wear fair" in der Tabakfabrik.

Worauf achten Herr und Frau Österreicher beim Kauf von Kleidung? Stefan Robbrecht-Roller, Mitarbeiter bei der entwicklungspolitischen Organisation "Südwind" hat nachgefragt – und zwar bei der Eröffnung des Textildiscounters Primark in der Plus City: "Wir wollten nicht belehren, sondern einfach mit Menschen ins Gespräch kommen. Es war erstaunlich: Auf die Frage "Was ist dir bei Mode wichtig?" antworteten die meisten damit, dass sie passen und modisch sein muss, dass sie keine Giftstoffe enthalten und öko-fair produziert sein sollte."

Starkes Argument

Trotzdem marschierten die Befragten anschließend in den Billig-Shop, um Shirts um 2,50 € und Jeans um 8 € zu kaufen. "Den Leuten ist diese Diskrepanz sehr wohl bewusst, aber der Preis ist anscheinend ein sehr starkes Kaufargument", sagt Robbrecht-Roller. Primark-Chef von Deutschland und Österreich, Walter Krogmann, erklärte die günstigen Preise im KURIER-Interview vom 03.09.2016 so: "Wir kaufen aufgrund unserer großen Mengen günstig ein, sind schlank aufgestellt und sparen uns teure Werbung." Dass es wohl nicht nur daran liegen kann und dass es Alternativen zu Textilriesen gibt, darauf machte Stefan Robbrecht-Roller mit seinen Mitarbeitern vor Ort aufmerksam.

Diese Alternativen gibt es kommendes Wochenende üppigst – und zwar von 23. bis 25. September bei der "wear fair & mehr", Österreichs größter Messe für öko-fairen Lebensstil, in der Linzer Tabakfabrik (www.wearfair.at). Was vor neun Jahren mit 3000 Besuchern begann, lockte im Vorjahr schon 13.000 Menschen an. 200 Aussteller aus ganz Europa bieten öko-faire Produkte zum Anschauen, Probieren und Kaufen an.

"Wir bemerken, dass das Thema Nachhaltigkeit in allen Facetten auf immer größeres Interesse stößt", sagt die Geschäftsführerin der wear fair, Maria Wimmer. Dabei soll es nicht nur um den Verkauf gehen, "wir haben auch einen Bildungsauftrag, den wir mit unserem Rahmenprogramm abdecken." Da gibt es etwa Workshops, Shows, eine Modeschau oder die Aktion "Fesch am Rad": Gemeinsam mit dem Klimabündnis veranstaltet die Radlobby OÖ am Samstag eine Radfahrt durch Linz – und zwar mit Radlern in feschen Outfits, mit Sakko und Krawatte oder im Kleid. Die schicksten Outfits werden bei der Messe prämiert.

Gudrun Glocker von "Weltumspannend arbeiten", dem Bildungsverein des ÖGB, nimmt beide Seiten in die Pflicht: "Man kann die Verantwortung nicht immer auf den Konsumenten abwälzen. Eine große Verantwortung liegt auch bei den Unternehmen, die diese unfair produzierten Produkte gar nicht verkaufen sollten."

Ein Standpunkt, den Karl Mayr, Geschäftsführer des oberösterreichischen Modeunternehmens Fussl mit Sitz in Ort im Innkreis, ernst nimmt: "Beinahe alle der Fabrikationsstätten, in denen unsere Textilien produziert werden, kenne ich persönlich und kann beurteilen, ob alles vernünftig abläuft". Mit vernünftig meint Mayr, dass er Kinderarbeit ausschließen kann und dass alle Arbeitsplatzvorschriften und Gesetze des jeweiligen Herkunftslandes eingehalten werden. "Aber natürlich gibt es bei diesem enormen Preisdruck in unserer Branche immer die Gefahr, dass den Letzten in der Produktionskette die Hunde beißen."

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