„Es gibt zu viele One-man-Shows“
KURIER: Nach dem verpassten Aufstieg des LASK und dem Abstieg von Blau-Weiß Linz gibt es viel Katzenjammer in der heimischen Fußballszene. Warum bringt ein wirtschaftlich so starkes Bundesland wie Oberösterreich nicht mehr zusammen?
Gerhard Götschhofer: Das ist nicht nur ein regionales Problem. Wir haben in ganz Österreich viel zu viele Profivereine, die von nur einer Person geführt werden. Eine Art One-man-Show. Das geht in einem großen Unternehmen nicht und schon gar nicht in einem Fußballverein. Wenn dieser ,One Man‘ ausscheidet, ihm die Luft, die Lust oder das Geld ausgeht, dann hängt das Schicksal des ganzen Vereins in der Luft.
Sie sprechen vom LASK und von Blau-Weiß Linz.
Richtig, aber so etwas passiert ja nicht nur dort. Das fängt an bei Vereinen, die heute noch halbwegs gut dastehen und hört auf bei Clubs, die von der Bildfläche verschwunden sind, weil der einzige starke Mann weggebrochen ist. Das darf nicht sein.
Wie kann man gegensteuern?
Man muss die Zugangsvoraussetzungen so gestalten, dass solche Ein-Mann-Betriebe nicht so weit nach oben kommen. Wenn ich heute eine profiwürdige Infrastruktur verlange, zwinge ich die Vereine, dass sie sich breiter aufstellen. Ein Mäzen, der sich einen Verein leistet, kauft schnell einmal ein paar Spieler, aber keine Rasenheizung.
Sind Mäzene nur an kurzfristigem Erfolg interessiert?
Natürlich. Das ist ja auch emotional verständlich. Bei Amateurvereinen soll das ja auch immer wieder passieren. Ein kleiner Verein ist schnell wieder aufgefangen. Bei einem großen Verein bleibt nur ein Haufen Schulden über.
Woran scheitert es beim LASK?
Der LASK hätte eigentlich riesige Voraussetzungen. Dort kommt halt der Präsident mit seinen Vorstellungen nicht zusammen mit den anderen, die bereit wären ihm zu helfen. Mir fehlen aber die internen Kenntnisse. Es ist für mich trotzdem unverständlich, dass man sich diesen Verein letztlich als Alleinherrscher zu eigen macht.
Warum funktioniert der Fußball in Deutschland so viel besser als in Österreich?
Die Vereine stehen auf einer viel breiteren Basis, sind viel besser in der Bevölkerung integriert. Der 1. FC Köln stand vor ein paar Jahren schon als Absteiger fest und hatte trotzdem im letzten Spiel ein ausverkauftes Haus. Diesen Bezug wünsche ich mir auch in Österreich. Das erreichen die Vereine aber nur, wenn sie nicht kurzfristig denken.
Sie sind seit dem krankheitsbedingten Rücktritt von Willi Prechtl im April Verbandspräsident. Betrachten Sie Ihr Engagement als Übergangslösung?
Formal bin ich vom Vorstand auf längere Zeit gewählt. Die Entscheidung ist damals sehr kurzfristig gefallen. Ich halte es für wichtig, dass die Hauptversammlung im Herbst entscheidet, wer Präsident wird.
Werden Sie kandidieren?
Ich werde mich im Juli definitiv entscheiden. Es hängt auch davon ab, ob es einen geeigneten Kandidaten gibt. Ich stehe sicher niemandem im Weg. Im Vorstand des Fußballverbands werde ich als Finanzreferent aber so oder so bleiben.
Wie geht es Ihrem Vorgänger?
Ich habe keinen Kontakt zu Willi Prechtl. Ich weiß nur, dass er gesundheitlich angeschlagen ist. Ich habe ihm ausrichten lassen, dass er immer gerne bei uns gesehen ist, wenn es ihm wieder besser geht.
Kommentare