Erster Sicherheitsbürger im Einsatz

Der Kontakt zwischen Polizei und Bürgern soll wieder intensiviert und Ängste abgebaut werden
In Esternberg (OÖ) ist ein 28-Jähriger nun als Schnittstelle zwischen Polizei und Bevölkerung tätig.

Polizist Gerhard Gierlinger trifft sich am Freitagvormittag im Gemeindeamt von Esternberg (Bezirk Schärding) zu einer Sitzung mit Bürgermeister Rudolf Haas und dem neuen Sicherheitsbürger Gerald Kropf. Es ist ihre erste Zusammenkunft, seit das Pilotprojekt „Gemeinsam Sicher“ des Innenministeriums am Montag gestartet wurde. Künftig treffen sie sich regelmäßig.

In dem Gespräch der drei werden aber bereits erste Nägel mit Köpfen gemacht. Am 1. Mai öffnet in Esternberg das Freibad. Bis dahin sollen die Baderegeln in mehreren Sprachen übersetzt werden, damit sie auch von nicht Deutsch sprechenden Menschen verstanden werden.

„Wenn jeder Bescheid weiß, dass beispielsweise nicht erlaubt ist, die Badekleidung im Becken auszuwaschen, sollte es kaum Missverständnisse geben“, sagt Gierlinger. Geplant sei daher, die mehrsprachigen Verhaltensregeln auch in Flüchtlingsunterkünften der Umgebung auszuhängen.

Vertrauen

Der überwiegend ländlich geprägte Bezirk Schärding wurde vom Ministerium als eine von vier Modellregionen (neben Graz, Mödling und Eisenstadt) auserkoren.

Ziel ist, das Vertrauen der Bevölkerung in die Exekutive zu heben und die gegenseitige Kommunikation zu verbessern. "Denn leider spiegelt das subjektive Sicherheitsgefühl nicht immer die tatsächliche Sicherheitslage wider. Trotz sinkender Kriminalitätszahlen kommt es vor, dass Bürger verunsichert sind – diese Ängste wollen wir abbauen", betont Gierlinger.

Unter dem Stichwort „Community-Policing“ werden in jeder der 30 Schärdinger Gemeinden „Sicherheitsbürger“ ernannt. In den sieben Polizeiinspektionen des Bezirks erhält jeder einen fixen Ansprechpartner.

Der Sicherheitsbürger fungiert als Schnittstelle zwischen Exekutive und Bevölkerung. In Esternberg ist das der Gemeindemitarbeiter Gerald Kropf. Er hat rechtlich aber keine Sonderstellung. „Ich sehe mich als Anlaufstelle für Leute, die irgendwie der Schuh drückt, die sich aber nicht gleich an die Polizei wenden wollen“, erklärt der 28-Jährige.

Beispielsweise wenn jemand im Internet Entdeckungen macht, die ihm nicht geheuer sind. Oder einer den Verdacht hegt, dass sich im Wohnviertel Verdächtige herumtreiben. "Ich schließe mich dann mit der Polizei kurz und die entscheiden, was zu tun ist." Auf die Weise erfährt die Exekutive sehr rasch von etwaigen Sorgen.

"Wir wollen aber keinesfalls Spitzel oder Vernaderer haben, sondern nur Menschen, denen die Bürger vertrauen", betont Gierlinger.

Im Ort betrachtet man das Projekt mit Wohlwollen. "Den Gerald kennt bei uns jeder. Während mancher vor der Polizei vielleicht Hemmschwellen hat, vertraut man ihm", bestätigt Bankmitarbeiterin Romana Penzinger. "Dass der Gerald am Gemeindeamt sitzt, wo ohnehin fast jeder hinkommt, ist nahezu ideal", sagt Christian Laufer, Pflegeleiter im Altenheim.

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