Ermittlungen wegen 16-fachen Mordes

Einem bosnischstämmigen Österreicher wird vorgeworfen, an einem Massaker an serbischen Zivilisten beteiligt gewesen zu sein.

Die Staatsanwaltschaft Linz ermittelt gegen einen 46-jährigen Oberösterreicher, dem 16-facher Mord vorgeworfen wird. Wie die Oberösterreichischen Nachrichten unter Berufung auf den Sprecher der Anklagebehörde, Philip Christl berichten, soll der bosnischstämmige Mann in den 1990er Jahren an einem Massaker im jugoslawischem Bürgerkrieg, das muslimische Streitkräfte an serbischen Zivilisten verübt haben sollen, beteiligt gewesen sein.

Massaker in Serdari

Am 17. September 1992 starben bei der Attacke in der Region von Kotor Varos, das heute zur Republika Srpska (eine der Teilrepubliken) in Bosnien-Herzegowina gehört, 16 Menschen. Unter den Opfern waren auch zwei Kinder im Alter von vier und zwölf Jahren. Der 46-jährige, der die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und im Gerichtssprengel Linz lebt, wird nun verdächtigt an dem Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Der Grund, warum das Verfahren in Linz läuft: "Es ist internationale Praxis, dass die eigenen Staatsbürger nicht an fremde Mächte ausgeliefert werden", erklärte der Linzer Völkerrechtler Franz Leidenmühler den OÖN.

Vier Verurteilungen

Bereits 2011 wurden Ermittlungen gegen den Mann eingeleitet. Damals kam er für einen Monat in U-Haft. Weil das Oberlandesgericht Linz aber keinen ausreichenden Tatverdacht sah, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Nun könnte sich die Situation geändert haben: Im Jänner wurden in Sarajevo vier mutmaßliche Komplizen des 46-Jährigen wegen des Massakers zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. "Wenn ein bosnisches Gericht bosnische Täter für Massaker an Serben verurteilt, ist das schon ein wesentlicher Indikator für die Schuldfrage", wird der Linzer Historiker Michael John, der sich als Gastprofessor in Ljubljana wissenschaftlich mit dem Thema Jugoslawienkrieg beschäftigt, zitiert.

Derzeit werden alle Protokolle vom Bosnischen ins Deutsche übersetzt", so Christl gegenüber den OÖN. Im Falle einer Verurteilung würden zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslange Freiheitsstrafe drohen. Der 46-Jährige bestreitet die Mordvorwürfe.

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