„Einsamkeit ist ein großes Problem“

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Monika Czamler, neue Präsidentin von pro mente OÖ, über die kommenden Herausforderungen

VonClaudia Stelzel-PröllWas jetzt kommt, ist die Kür. 40 Jahre lang war Monika Czamler beruflich mit pro mente OÖ verbunden. Nun wurde die 61-Jährige zur neuen Präsidentin für die kommenden vier Jahre gewählt. „Diese Aufgabe übernehme ich ehrenamtlich. Sie wird zum Großteil darin bestehen, die Organisation zu repräsentieren und den guten Draht zu und zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten aufrechtzuerhalten. Das ist mir persönlich sehr wichtig“, erklärt die Psychotherapeutin.

Direkter Kontakt

Besonders in den vergangenen Monaten sei sichtbar geworden, was das Team leiste, „auch wenn es oft sehr schwierig war. Denn direkter Kontakt und Beziehung sind speziell für Menschen in psychischen Krisen sehr wichtig. Das war jetzt nur bedingt möglich“, sagt Czamler.

1981 begann Monika Czamler bei pro mente OÖ, 1996 übernahm sie die Leitung des Akutdienstes, baute die Krisenhilfe OÖ mit auf und leitete diese bis zu ihrer Pensionierung vergangenes Jahr. Die Psychotherapeutin lebt in Scharten und hat drei erwachsene Kinder.

„Einsamkeit ist ein großes Problem“

Monika Czamler lebt in Scharten und hat drei erwachsene Kinder

„Das große Thema, das uns in Zukunft stark beschäftigen wird, ist die Einsamkeit. Wir wissen, dass Einsamkeit krank macht, dass sie Symptome verstärken kann. Einige, die gerade wieder Fuß fassen konnten im Alltag, haben durch die aufgezwungene Einsamkeit im Lockdown Rückschritte gemacht. Solche Situationen können sehr schnell wieder ins Negative kippen“, weiß Czamler aus jahrelanger Erfahrung. Dass psychisch kranke Menschen noch immer stigmatisiert werden, ist ein weiterer Punkt, an dem sie mit dem Team arbeiten will: „Aktuell bereiten wir einen Erste-Hilfe-Kurs für die Seele vor. Da geht es darum, gesunde Menschen zu informieren. Denn Wissen schafft Verständnis.“

Vergangene Zeiten

Wobei sich diesbezüglich schon viel getan habe: „Ja, es gibt diese Stigmatisierung noch immer, aber nicht mehr so stark. In meinen Anfangsjahren als Therapeutin gab es Leute, die haben sich extra Abendtermine ausgemacht, damit im Dunkeln niemand sieht, dass sie zu mir kommen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.“

Und wie prägen diese 40 Jahre Berufsjahre im Umfeld psychisch kranker Menschen persönlich? „Man wird sehr sensibel darauf, gut auf sich selbst zu achten. Und ich empfinde eine große Dankbarkeit für mein Leben.“

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