Eine bärtige Angelegenheit

Die bärtigen Urologie-MoBros (o.) des AKH Linz Prof. Krause, Dr. Paula, Dr. Weinmüller, Dr. Tauber (von links)
Im November zählt die Männergesundheit. Schnauzer-Träger machen wirksam darauf aufmerksam.

Die Optik mag polarisieren, nicht jedermann und jede Frau ist ein Fan des Schnurrbarts. Die Sache dahinter ist aber auf jeden Fall löblich. Weltweit machen einen Monat lang unzählige Schnauzer darauf aufmerksam, dass wieder Movember ist: Zeit für Vorsorge, Zeit fürs Spenden. Als unabhängige Stiftung ist es die Vision von Movember, die Gesundheit von Männern nachhaltig zu verbessern.

Was 2003 in Australien begonnen hat, ist mittlerweile eine international erfolgreiche Aktion, mit der Männer andere Männer für Gesundheitsthemen sensibilisieren wollen. Sie lassen sich deshalb ab 1. November einen Schnurrbart wachsen (Schummeln verboten, es gibt strenge Regeln, was ein Schnurrbart ist) und werden landläufig als "MoBros", also "Moustache-Brothers", bezeichnet.

Dazu zählen auch OA Dr. Volkmar Tauber und seine Kollegen, alle an der Urologie des AKH Linz tätig: "Bei vielen Männern herrscht das sogenannte Reparaturdenken, nach dem Motto: Wenn etwas kaputt ist, repariere ich es. Hier muss ganz viel Bewusstsein geschaffen werden, dass dieses Denken nicht auf die menschliche Gesundheit umzulegen ist." Männer würden sich nicht gerne mit Krankheiten oder der eigenen Verwundbarkeit befassen. "Das ist natürlich ein Fehler. Nur weil man eine Sache ignoriert, verschwindet sie nicht einfach", weiß Tauber.

Vorsorgemuffel

Prostata- und Hodenkrebs sowie psychische Probleme sind also nach wie vor Tabuthemen beim vermeintlich starken Geschlecht, das beweisen aktuelle Zahlen: Für drei von zehn (31,6 Prozent insgesamt und 44,3 Prozent der 20- bis 29-Jährigen) sind Gespräche über Männerkrankheiten wie Prostata- und Hodenkrebs oder psychische Krankheiten im Freundeskreis tabu. Dabei sterben Männer – aus verschiedenen Gründen, auch gesundheitlichen – früher als Frauen.

Immerhin: Die Mehrheit der Männer befürwortet regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, in der Praxis allerdings unterziehen sich nur 36,5 Prozent einer solchen. Ein Fünftel hat diesen Gang noch nie gewagt.

Empfehlung

Dabei bietet jeder Hausarzt die Gesundenuntersuchung an, bei der unter anderem Blutwerte, Blutdruck, Gewicht und Risikofaktoren abgeklärt werden können. Und vermittelt gerne an einen niedergelassenen Urologen, der die ab spätestens 45 Jahren empfohlene erste Prostatauntersuchung vornimmt.

"Das ist eine absolute Empfehlung meinerseits, da werden ein Ultraschall und ein Tastbefund gemacht und ein erster PSA-Wert ermittelt. Ab dem 50. Lebensjahr sollte dann die erste Dickdarmspiegelung durchgeführt werden", sagt Volkmar Tauber.

Über seinen Schnauzbart kommt der Oberarzt tatsächlich mit Menschen in Kontakt: "Manche trauen sich nicht zu fragen, was das soll, da werde ich dann selbst aktiv. Mit anderen ergibt sich ganz ungezwungen ein Gespräch über Gesundheitsthemen. Da harke ich dann schon mal nach, erinnere an Vorsorge-Untersuchungen und bitte um Spenden für die Forschung."

Internet: www.movember.com

Was ist das?

Movember ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus "MOustache" und "noVEMBER" und beschreibt eine Charity- Aktion, die 2003 in Australien gegründet wurde. Jedes Jahr am 1. November rasieren sich unzählige Männer weltweit glatt, um sich danach einen Monat lang einen Schnurrbart wachsen zu lassen. Das sind die "MoBros". Sie sollen an Vorsorge-Unter suchungen erinnern, außerdem werden Spenden gesammelt. Der Reinerlös geht an die Prostata- krebs-, Hodenkrebs- und Depressionsforschung.

Wer ist dabei?

Kampagnen gibt es in unter anderem in Australien, Neusee- land, Kanada, USA, Hongkong, Südafrika, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechien und Österreich. Seit 2003 wurden weltweit rund 485 Millionen Euro gesammelt, es haben bis heute mehr als Millionen "MoBros" und "Mo-Sistas" weltweit an Movember teilgenommen.

Seit Jänner 2013 ist das Männergesundheitsportal www.maennerundgesundheit.at online. Diese Plattform soll Burschen und Männern aller Altersgruppen geschlechtssensibel aufbereitete Informationen zu Gesundheits- und Lebensstilfragen bieten. Hinter der Homepage steht das Sozialministerium als Auftraggeber.

Übersichtlich gegliedert, finden Männer hier spannende Infos zu Prävention und Krankheit, Lebensqualität, Risiken und Lebensphasen. Wer mag, kann sich über Männerberatungsstellen in seiner Umgebung oder über verschiedene Selbsthilfegruppen informieren.

"In den vergangenen Jahren wurde in Sachen Männergesundheit wirklich schon tolle Aufklärungsarbeit geleistet", sagt einer, der es wissen muss. Prof. Dr. Kurt Kerbl arbeitet als niedergelassener Urologe in Kirchdorf an der Krems und hat schon selbst Infoveranstaltungen für Männer ins Leben gerufen. Damit aber nicht genug: "Man muss schon sehr früh, im Bubenalter, mit Gesundheitsinformationen beginnen, sei es bei Themen rund um Ernährung, Vorsorgeuntersuchungen, Alkoholismus oder Sport."

Um den Bogen weiter zu spannen: Es sei auch wichtig, das Altern an sich nicht als Krankheit zu sehen, sondern diesen Prozess in Würde und Reife hinzunehmen, meint Kurt Kerbl.

Männertag

Am 19. November, wird der Internationale Männertag gefeiert. Der Aktionstag legt den Fokus auf die Gesundheit von Burschen und Männern und auf eine Verbesserung im Verhältnis von Frauen und Männern zueinander. Der Aktionstag würdigt den Einsatz von Männern für Familie, Ehe und Kinderbetreuung.

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